Zitat: von Ylander
Es kann einfach nicht richtig sein, dass überlebende Ehepartner Profiteure der Arbeitsleistung der verstorbenen Ehepartner sind.
Das Bürgerliche Gesetzbuch schrieb es vor: Wollte eine Frau arbeiten, musste das ihr Ehemann erlauben. Erst 1977 wurde das Gesetz geändert. Bis 1. Juli 1958 hatte der Mann, wenn es ihm beliebte, den Anstellungsvertrag der Frau nach eigenem Ermessen und ohne deren Zustimmung fristlos kündigen können. In Bayern mussten Lehrerinnen zölibatär leben wie Priester – heirateten sie, mussten sie ihren Beruf aufgeben. Denn sie sollten entweder voll und ganz für die Erziehung fremder Kinder zur Verfügung stehen. Oder alle Zeit der Welt haben, um den eigenen Nachwuchs zu hegen.
Bis 1958 hatte der Ehemann auch das alleinige Bestimmungsrecht über Frau und Kinder inne. Auch wenn er seiner Frau erlaubte zu arbeiten, verwaltete er ihren Lohn. Das änderte sich erst schrittweise. Ohne Zustimmung des Mannes durften Frauen kein eigenes Bankkonto eröffnen, noch bis 1962. Erst nach 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig angesehen.
Daher sollten alle diese Frauen auf jeden Fall eine Witwenrente bekommen, die bis zum Jahr 1965 geboren wurden.
Denn der Staat verbot ja diesen Frauen überhaupt etwas in die Rentenkasse einzahlen zu können. Und alle diese Frauen sollten auf jeden Fall eine Witwenrente bekommen, sofern deren Rentenansprüche unter 1200 Euro liegen.
Die später geborenen Frauen (nach 1965) konnten auf jeden Fall selbst für ihre Rente einzahlen, sofern sie gearbeitet haben. Das gilt ebenso für alle Männer die keine Kinder erzogen haben.
Sofern dann ein Ehepartner aufgrund der gemeinsamen Kinder den Beruf vorübergehend aufgeben musste, muss diese Zeit eben vom anderen Ehepartner ausgeglichen werden- in Form der Zurechnungszeiten. (Wie z.B. Erziehungszeiten und Mütterrente, die aber gleichermaßen für alle (!) Geburtsjahrgänge gelten muss.)
Insofern halte ich die Witwer- und auch Witwenrente für völlig unzeitgemäß.
Noch so ein Gutmensch der Genderwahn und dergleichen gut findet
Zitat: von Der_Max
Nee - andere zu opfern gilt nicht - auch wenn das in den Religionen Gang und Gäbe ist.
Wieso Andere?
Zitat: von Emsland
Selbstredend geht das nicht ohne Opfer. (...)
Nee - andere zu opfern gilt nicht - auch wenn das in den Religionen Gang und Gäbe ist.
Die gesetzliche Altersrente hat durchaus im modernen Sozialstaat sowohl erreichbar als auch auskömmlich zu sein - sonst wäre sie eine "Umverteilung nach oben", die ich ablehne.
Und die Sicht, dass jemand, der nur 45 Jahre arbeiten kann, dann eben Pech gehabt hat, lehne ich ab. Dann lieber bei den auskömmlichen Renten zu Gunsten der Sozialrentner kürzen (sagt jemand mit einer Gesamtversorgung von über 4.000 €).
Aber die kleine Witwenrente ist eben keine Rente im klassischen Sinn, sondern nur eine nicht auskömmliche Übergangsbeihilfe. Sie gehört komplett abgeschafft.
Die große Witwenrente verdient wenigstens ihren Namen, ist aber, aus meiner Sicht, kein für die Zukunft zu favorisierendes Modell zu Gunsten einer ausreichenden Eigenversorgung eines jeden Ehepartners, indem Erziehungszeiten angemessen angerechnet werden.
Selbstredend geht das nicht ohne Opfer. Es bedeutet schlicht für die o. g. Kandidaten eine niedrigere Rente. Wer dann mit 65 oder 67 schon gehen muss, hat Abschläge hinzunehmen, soweit keine andere Verwendung möglich ist. Durch die auch von Ihnen unterstütze vollständige Abschaffung der Witwenrente sind zumindest einige Mittel wieder frei.
Vollkasko ist schon lange vorbei und war auch bei der Einführung der Rente nie das Thema. Scheint aber heute von vielen so gesehen zu werden.
Zitat: von Emsland
(...)Bei einer Sache gebe ich IHnen sofern Recht, bereits vor 40 Jahren hätte vermittelt werden müssen, daß das Rentenalter im Jahr 2000 bei 67 Jahren liegen müsste, heute bei 69, perspektivisch bei 71.
Wenn Sie jetzt noch erklären, wie man das bei den vielen Berufen mit hohen körperlichen Anforderungen durchsetzen möchte, könnten wir in eine Debatte darüber eintreten.
Aber ich mag keine Fernfahrer, die bei Tempo 85 mit Tempomat friedlich hinterm Steuer an Herzinfarkt sterben, ich mag keine Bauarbeiter mit Drehschwindelattacken auf dem Gerüst usw. Klar - wenn da etwas passiert, reduziert das auch die Langlebigkeitsproblematik. Aber das ist selbst mir zu zynisch gedacht.
Erhöhung des Rentenalters mindestens in Höhe der Hälfte der gewonnen Lebenserwartung. Fertig ist die Laube. Das Leben ist kein Wunschkonzert und um einen Umbruch hin zu einer erträglichen Bevölkerungszahl zu schaffen, muss mindestens eine Generation (die meine) den Gürtel beträchtlich enger schnallen.
Bei einer Sache gebe ich IHnen sofern Recht, bereits vor 40 Jahren hätte vermittelt werden müssen, daß das Rentenalter im Jahr 2000 bei 67 Jahren liegen müsste, heute bei 69, perspektivisch bei 71.
Zitat: von Emsland
Die drohende Überbevölkerung bei den Wünsche so einiger Umverteiler mal außen vor, halte ich es schlicht für unverschämt, Kinder für Renten oder Umverteilungspläne zu wünschen. Abartig.
Tja, da haben wir das Problem mal wieder schön rausgearbeitet:
Politik im Sozialstaat IST Umverteilung, und Nachhaltigkeit IST die "richtige" Kinderzahl. Was richtig ist, lässt sich anhand der Demografieforschung ermitteln.
Und die Steuerung hin zum Richtigen funktioniert übers Geld, weil dadurch die Freiheit des Einzelnen nicht eingeschränkt wird.
Wir erleben heute eine Systemkrise, deren Ausgangspunkt 50 Jahre zurückliegt und die seit 40 Jahren präzise vorhergesagt wurde. Nur, dass die Politik viel zu wenig dagegen getan hat ...
Wer glaubt, dass die Überbevölkerung der Welt das deutsche Nachwuchsproblem löst, sollte einfach mal beschreiben, wie denn der "Markt der Altenversorgung" zum Ausgleich gebracht werden soll:
Wollen wir die Alten massenhaft nach Liberia oder Burundi und exportieren, damit sie dort gepflegt werden, oder wollen wir die Leute von dort massenhaft herholen, um die Pflege hier zu übernehmen?
Wer das Problem hier lösen möchte, wird dafür sorgen müssen, dass wir den Markt mit unseren Mitteln zum Ausgleich bringen. Das bedeutet sicherlich keine 2,0 Kinder pro Frau, aber eben auch nicht 1,3 oder 1,5. Vermutlich wäre ein guter nachhaltiger Wert bei 1,8 oder 1,9. Also immer noch 10% mehr als heute, wo uns schon die Kosten um die Ohren fliegen:
Denn das passiert, wenn man zu viele Rentner und zu viele Kinder gleichzeitig hat: In der Mitte fehlen die Erziehenden für die Produktion und das Beschaffen der finanziellen Mittel, die Kindererziehung und Altenpflege nun mal brauchen.
Die drohende Überbevölkerung bei den Wünsche so einiger Umverteiler mal außen vor, halte ich es schlicht für unverschämt, Kinder für Renten oder Umverteilungspläne zu wünschen. Abartig.
Zu den Hochzeiten war die Geburtenrate bei unter 2,5 pro Frau - bei uns Wessies Anfang der 50er sogar exakt bei der Ersatzrate von 2,1 (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsbewegung/BroschuereGeburtenDeutschland0120007079004.pdf?__blob=publicationFile).
Also auch nicht so karnickelmäßig, wie es den vor-Pillen-Zeiten oft angelastet wird.
Aber OK, schreiben wir mal die 70 Mio anno 1950 mal fort ... Aus zwei werden netto 2,4 innerhalb von 25 Jahren. Macht ca. 0,7% Wachtumsrate, wenn alles andere gleich bleibt. Also 1975 dann 84 Mio. 2000 dann 100 Mio. Oder 115 Mio bis heute. Das würde anfangen, eng zu werden ...