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Diskussion zur Petition 73900

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Legalisierung von Cannabis in Deutschland vom 25.09.2017

Diskussionszweig: Wie Cannabis mein Leben rettete - Argumente für eine Legalisierung von Cannabis

Nutzer2545725 | 24.11.2017 - 17:07

Wie Cannabis mein Leben rettete - Argumente für eine Legalisierung von Cannabis

Anzahl der Antworten: 4

Wie Cannabis mein Leben rettete.

Hallo!
Vorweginfo zu meiner Person. Ich bin 18 Jahre alt und besuche die 13. Klasse eines staatlichen Gymnasiums, stehe somit also kurz vor meinem Abitur. Als Kind und bis ins Jugendalter war ich stark übergewichtig, wog bei 183cm über 100kg. Ich begann mit 15 oder 16 Jahren, mich endlich zu überwinden und schaffte es, auf sehr ungesunde Art und Weise an Gewicht zu verlieren. Als ich in die Oberstufe (11. Klasse) kam, lernte ich eine gute Freundin kennen; zu diesem Zeitpunkt hatte ich in etwa Normalgewicht. Allerdings war ich mir selbst noch lange nicht dünn genug und sah mich immernoch fett, weswegen ich begann, immer mehr abzunehmen, tagelang nichts mehr zu essen und exzessiven Sport zu treiben. Ich wurde magersüchtig und bulimisch, bis ich bei einer Körpergröße von 183cm nurnoch etwa 50kg wog.
Eines Tages kam ich mit bereits erwähnter Freundin eher zufällig auf das Thema Cannabis zu sprechen und sie erzählte mir von ihren bisherigen Erfahrungen damit. Bis zur 10. Klasse war ich übrigens komplett gegen jede Art von Drogen (wie es heutzutage stets gepredigt wird), war aber bei diesem Gespräch schon seit einiger Zeit deutlich liberaler geworden. Sie fragte mich, ob wir denn nichtmal zusammen rauchen wollten, aber aufgrund von Angst vor gesetzlichen Folgen lehnte ich ab. In den daraufkommenden Wochen informierte ich mich jedoch interessehalber intensiv über Cannabis, bis ich ein ungemeines Wissen in jedem Bereich darüber angehäuft hatte. So entschied ich für mich, es mit meiner Freundin doch mal zu probieren. Gesagt getan - nach zwei Tagen hatte ich drei mögliche "Dealer" an der Hand, alle aus meiner Klassenstufe (man sieht, wie wenig die Prohibition funktioniert).
Ich besorgte uns etwas und wir konsumierten es gemeinsam und im Geheimen. Das erste Mal bekamen wir leider ungeheuer schlechte Ware, es war eine Zumutung und meine Freundin erklärte, dass dieses gestreckte Zeug mit echtem Cannabis nicht viel zu tun habe. Aus gesundheitlichen Bedenken entsorgten wir die Droge (eine staatlich kontrollierte Abgabe würde eine bedenkenfreie Qualität sichern und das Schaden Gesundheit durch Konsum von Straßencannabis verhindern). Wir starteten einen zweiten Anlauf und das dann erhaltene Marihuana war einwandfrei. Dadurch verbrachten wir schöne und entspannte zwei bis drei Stunden, was unsere Freundschaft im übrigen noch weiter stärkte. Weil danach aber noch etwa 2 Gramm übrig waren, beschloss ich, diese in den kommenden Wochen noch alleine zu konsumieren, was ich auch tat. Aber der Konsum bewirkte etwas in mir. Die wohl bekannteste Nebenwirkung von Cannabis ist der starke Drang, zu essen - und so ging es auch mir. Ich begann wieder zu essen und je öfter ich konsumierte, desto egaler wurde mir mein Gewicht, desto selbstbewusster wurde ich über meine Figur und desto mehr nahm ich zu.
Ich bemerkte diesen Effekt sehr schnell, kaufte erneut und rauchte die darauffolgenden Monate regelmäßiger, jedoch immer in großer Angst vor strafrechtlicher Verfolgung oder Intoleranz durch andere Menschen, zumal ich mich stets verstecken musste. Nach ein paar Monaten also hatte ich wieder ein gesundes Gewicht, welches ich jetzt seit gut anderthalb Jahren halte: 62kg bei der Größe von 183cm. Im Nachhinein habe ich der Droge Cannabis sehr viel zu verdanken, sie hat meine bulimische Magersucht geheilt, meine Psyche in der Hinsicht wieder komplett gerade gebogen und das ganz ohne professionelle Therapie. Ich wüsste nicht, wo und ob ich heute noch wäre ohne die Hilfe von Cannabis (medizinisches Cannabis war damals noch nicht zugelassen und ich hätte es für meine Krankheit sowieso nicht verschrieben bekommen). Selbstverständlich ist eine richtige ärztliche Behandlung eigentlich unabdingbar und von einer Selbsttherapie ist in aller Regel abzuraten, aber in meinem Fall hat es vermutlich mein Leben gerettet.
Seitdem bin ich mit voller Überzeugung für die Legalisierung von Cannabis als Rauschmittel und Medizin. Schließlich habe ich mit beidem Erfahrung gemacht und muss sagen, dass ich Cannabis jederzeit dem Konsum von Alkohol vorziehen würde, obwohl ich seit langer Zeit keinen Kontakt mehr mit der Substanz hatte - weil ich auf meinen Führerschein angewiesen bin und weiter kein Risiko von verschmutztem Cannabis eingehen möchte. Bekanntermaßen ist das Millionen anderer Konsumenten in Deutschland egal und sie konsumieren trotzdem regelmäßig. Alleine aus diesen Gründen ist es längst Zeit, das uralte und längst überholte Verbot aufzuheben. Und das nicht erst in einem, zwei oder fünf Jahren, sondern so bald wie möglich. Auch wenn die Bürokratie in Deutschland unfassbar langsam und zäh ist, sollte das Thema Cannabis nicht unterschätzt werden - es ist kein kleines und unwichtiges Thema, welchem man sich irgendwann vielleicht mal widmen kann, wenn grade Leerlauf im Bundestag ist. Dahinter steckt allerdings keine Ungeduld, das Anliegen sollte eine vorangestellte Priorität allein schon aus oben genannten Gründen erhalten.

Wenn das hier von Politikern gelesen wird, welche sich zukünftig mit dem Thema aufgrund dieser Petition befassen werden, bitte ich Sie, jegliche Fakten, welche von unserer deutschen Drogenbeauftragten Frau Mortler propagiert werden, aufs Kleinste zu prüfen. In der Vergangenheit argumentierte sie nämlich schlichtweg und nachgewiesenermaßen mit extrem veralteten Fakten und sogar schlichtweg Lügen. Seien Sie bitte ehrlich und sehen Sie alle Vorteile sowie Nachteile einer Legalisierung. Wem schadet es? Wer nicht will, der muss auch nicht. Aber wer will, soll bitte seine eigene Entscheidung treffen dürfen, ohne bevormundet und grundlos strafrechtlich verfolgt zu werden.

Ein riesiges Dankeschön an den Petenten, jeden einzelnen Mitzeichner, jeden der das hier gelesen hat, den Petitionsausschuss, die Politiker im Bundestag, welche sich hoffentlich endlich öffnen werden, um Cannabis zu legalisieren und schlussendlich danke auch der Droge selbst.
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