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Diskussion zur Petition 85363

Heilberufe

Ablehnung des Gesetzentwurfs zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vom 25.10.2018

Diskussionszweig: Was wir brauchen, sind mehr Kassenzulassungen!

Nutzer1656707 | 12.12.2018 - 11:02 (Zuletzt geändert am 12.12.2018 - 11:16  von Admin )

Was wir brauchen, sind mehr Kassenzulassungen!

Anzahl der Antworten: 7

Die Wurzel des Problems liegt in der sogenannten "Bedarfsplanung", die es seit 1999 auch für Psychotherapeuten gibt. Diese wurde damals denkbar willkürlich und nicht am tatsächlichen Bedarf orientiert festgelegt und ist bis heute nicht entsprechend angepasst worden. Der GKV-Spitzenverband redet gerne von "Überversorgung" bei Psychotherapeuten - eine groteske Beschreibung der Lage, welche sich im Alltag von psychisch Kranken ganz anders bemerkbar macht, denn sie sehen vor allem ausgebuchte Praxen und monatelange Wartezeiten. Es gibt viele junge, gut ausgebildete Psychotherapeuten, die bereit stünden, jedoch nur Privatpatienten (oder ganz Wenige mit Kostenerstattung seitens deren GKV) annehmen können, weil sie keine Kassenzulassung bekommen. Hier muss man ansetzen. Viele bisherige Initiativen wie die Frist, innerhalb derer ein Erstgespräch stattfinden muss, oder die jetzige vorgeschaltete Diagnose sind Verschiebespielchen, die keine einzige zusätzliche Behandlungsstunde schaffen, aber dafür zusätzliche Bürokratie schaffen, und damit dem System sogar noch mehr wertvolle Ressourcen entziehen. Mein Eindruck ist, dass ein wichtiger Grund für die Misere ist, dass psychische Erkrankungen wie die Depression immer noch stark unterschätzt werden, obwohl sie von der Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Dauer in mittlerer und schwerer Ausprägung zu den schweren Erkrankungen zählen müsste. Vielmehr scheint an den entscheidenen Stellen noch die Mentalität vorzuherrschen, dass viele Menschen sich "ohne Not" an einen Therapeuten wenden und die teuren Sitzungen mit ihren Alltagsproblemchen verstopfen, und dass es bei der Gestaltung der Psychotherapieversorgung viel zu oft um Kostenkontrolle und -deckelung geht. Die derzeitigen zeitlichen und bürokratischen Hürden für eine Psychotherapie sind allerdings derart hoch, dass die Theorie von den "nicht so ernsthaften Fällen" Lügen gestraft wird, denn ohne Not klingelt niemand dutzendweise Praxen durch. Vielmehr ist es wohl auch eine historisch gewachsene Geringschätzung der seelischen Gesundheit, der wir die derzeitigen Missstände zu verdanken haben. Psychotherapeuten werden beispielsweise erst seit 1999 offiziell anerkannt.

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