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Diskussion zur Petition 91354

Wasserstraßenplanung und -bau

Stopp der 9. Elbvertiefung/Beendigung der Schlickverklappungen am Weltnaturerbe Wattenmeer vom 23.02.2019

Diskussionszweig: Schildbürgerstreich

Nutzer3265072 | 18.04.2019 - 15:36

Schildbürgerstreich

Anzahl der Antworten: 1

Es war im Mittelalter die Dummheit der Schildbürger, die auch heute noch als Lachnummer für unsinnige menschliche Handlungen herhalten muss.
Was sich aber aber im Bereich der gesamten Unterelbe demnächst abspielen wird, erinnert zwar an die Schildbürger, ist aber keine Lachnummer, sondern muss mit einer Tragödie umschrieben werden.
Leidtragende sind der Aal - Fisch des Jahres 2004 - und seine Angelfreunde , ebenso wie die Anhänger seiner Feinkost.
Im Rahmen einer inzwischen 14. Besatzaktion haben seine Angelfreunde im März über 1,2 Millionen Glasaale in der Elbe bei Bleckede und in benachbarten Nebenflüssen ausgesetzt. Zuvor hatten die Petrijünger schon eine halbe Millionen Glasaale in heimischen Gewässern verteilt, natürlich in der Erwartung, dass sie auf ihrer Wanderung elbabwärts ins Sargasso-Meer dort für Nachwuchs sorgen, der dann hoffentlich zurückwandert in die heimische Elbe- Region.
Nun aber wird der Elbeuntergrund von gewaltigen Saugbaggern im Verlauf der Unterelbe aufgewühlt und erschwert dem Aal die Nahrungsaufnahme , wenn er nicht schon vorher - von den Saugköpfen eingesaugt - verendet. Seit 1998 ist der Aal hochrangig bedroht und hat daher seinen Stammplatz auf der Roten Liste bedrohter Arten.
Während der 2- jährigen Elbvertiefung mit ca. 40 Mio cbm "Baggergut" und parallel laufenden Unterhaltungsbaggerungen von weiteren 27 Mio cbm pro Jahr könnte man einen Wall rund um die Erde ( 40000 km ) von 2 m Höhe und 1 m Breite aufbauen. Wem dieses anschauliche Bild noch nicht ausreicht, sollte sich klar darüber werden, dass alljährlich mindestens ca. 27 - 28 Mio cbm Baggermassen gebaggert und im Verlauf der Unter- und Aussenelbe "umgelagert " werden. Diese Massen würden ausreichen, um die gesamte vertiefte Fahrrinne von Cuxhaven bis Hamburg mit einer Schichtstärke von mind. 60 cm zu überlagern, ein erklecklicher Rest würde sich im seitlichen Fahrwasserbereich absetzen.
Man braucht kein Prophet zu sein, um sich vorzustellen, welche katastrophalen Folgen diese alljährliche Umlagerung bis zum St. Nimmerleinstag für den Aal und seine aquatischen Mitbewohner bedeutet. In der seinerzeitigen Heimat von Stör und Lachs und anderen Artgenossen wird man am Ende mit dem Gruss "Willkommen daheim" nur einen minimalen Bruchteil zur Ankünft in heimischen Gewässern erwarten können. Dem Stint – Hauptnahrung für die Flusss- und Küstenseeschwalben- wird es nicht anders ergehen; die Seeschwalben vorm Neufelder Sand werden sich endgültig verabschieden, zumal sie schon jetzt in der aufgewühlten Unterelbe kaum noch ihre Überlebensgrundlage erkennen können.
Der Kollaps der Elbeökologie ist besonders bedauerlich, weil dieser wasserbauliche Gewaltakt Hamburg keinen Zuwachs beim Containerumschlag bringen wird. Wir haben dies vielfach mit handfesten Argumenten unter Beweis gestellt, leider ohne jede Einsicht bei den Planern der Elbvertiefung.
Klaus Schroh /Nabu Cuxhaven
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