Text der Petition
Der Bundestag möge beschließen, dass Patienten keine Nachteile erleiden dürfen, die ihre Daten nicht in elektronischen Patientenakten (ePA) auf zentralen Servern außerhalb der Praxen speichern lassen wollen. Die Telematik-Infrastruktur (TI) für Ärzte und Psychotherapeuten sowie die Nutzung der ePA für Ärzte und Patienten müssen freiwillig sein. Strafen gegen Ärzte und Psychotherapeuten, die sich nicht an die TI anschließen lassen, dürfen nicht verschärft, sondern müssen abgeschafft werden.
Begründung
Alle Ärzte, Psychotherapeuten, Apotheker und Krankenhäuser in Deutschland sind verpflichtet, sich über die TI miteinander zu vernetzen. Sämtliche Diagnosen und Patientendaten aller gesetzlich Versicherten sollen in elektronischen Patientenakten auf zentralen Servern privater Betreiber außerhalb der Praxen gespeichert werden. Die Daten sind bereits als Rohmaterial für Forschungszwecke vorgesehen.
Patientendaten, Diagnosen und Befunde sind jedoch besonders sensibel und schützenswert. Daten auf zentralen Servern können gehackt, veröffentlicht, missbraucht, verändert und gelöscht werden. Eine zentrale Speicherung der Daten ermöglicht zudem eine komplette Kontrolle von Patienten und Ärzten. Kein Arzt wird für die Einhaltung des Datenschutzes einmal freigegebener Daten garantieren können.
Die Schweigepflicht ist in Gefahr!
Viele betagte Patienten, psychisch Kranke oder demente Menschen werden ausgegrenzt, da sie ihre elektronische Patientenakte gar nicht nutzen können. Die Gesprächszeit beim Arzt wird noch knapper, da die Bedienung der elektronischen Patientenakte zeitintensiv sein wird. Wichtige Informationen drohen in der Datenmenge unterzugehen, die Behandlungsqualität kann sich dadurch sogar verschlechtern.
Die Entwicklung der TI hat über 2 Milliarden Euro gekostet, bisher ohne erkennbaren Nutzen für die Gesundheit der Patienten. Bisher profitieren davon ausschließlich IT-, Telekommunikations- und Beratungsfirmen. Das Geld fehlt dafür in der Patientenversorgung. Etwa alle drei bis fünf Jahre wird die Hardware zu ersetzen sein. Das bedeutet weitere Kosten für das Gesundheitswesen, finanziert aus Beiträgen der Versicherten.
Zahlreiche Ärzte und Psychotherapeuten haben diese Aspekte und Risiken abgeschätzt und sich bewusst gegen eine Anbindung an die TI entschieden. Obwohl sie verantwortungsvoll handeln, werden sie vom Gesetzgeber mit Honorarabzügen bestraft.
Echte Fortschritte durch Digitalisierung in der Medizin sind zu begrüßen. Eine sichere Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten sowie von Ärzten und Psychotherapeuten untereinander ist wünschenswert.
Die TI in der derzeitigen Form, eine zentrale Datenspeicherung sämtlicher Patientendaten sowie ein Druck oder Zwang zur Nutzung und Installation von TI und ePA sind jedoch abzulehnen.
Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt bzw. Psychotherapeut und Patient sowie die Vertraulichkeit sensibler Patientendaten sind unveräußerlich!
(Die Bezeichnungen „Ärzte, Psychotherapeuten, Patienten, Apotheker“ wurden wegen der leichteren Lesbarkeit gewählt. Gemeint sind sowohl männlich, weiblich als auch divers.)
Gesundheitsdaten bzw. alles, was sich in einer Patientenakte befindet, ist nur sicher, wenn es weiterhin dezentral gespeichert bleibt, nämlich in den Praxen von verantwortlichen Ärzten, Psychotherapeuten und anderen an der Gesundheitsversorgung beteiligten.
Sie können sich das ganz einfach vorstellen: Viele private und gesetzliche Krankenkassen haben gemeinsam die Vivy-App, eine sogenannte elektronische "Gesundheitsakte", finanziert und gestartet. Es sollte der Testballon sein, wie über Smartphones und Tablets auf Gesundheitsdaten zugegriffen werden kann, ganz so, wie Herr Spahn sich das vorstellt und wünscht. Diese Krankenkassen-App soll gravierende Sicherheitsmängel haben. Das kann man verschiedenen Veröffentlichungen entnehmen, die man leicht im Internet finden kann.
Stellen sie sich das bitte in der analogen Welt vor: Sind ihre Gesundheitsdaten sicherer, wenn sie ihre Patientenakte für jeden offen einsehbar mitten auf dem Marktplatz auslegen? Dann kann ihr Nachbar mal hinein sehen, ihr Arbeitgeber, ihre Putzfrau, ihr Ex-Partner usw.. Oder sollte ihre Akte doch besser in den gut gesicherten Schränken und Räumen ihres Arztes oder ihres Psychotherapeuten bleiben?
Polemik? Nein. Wenn eine Sicherheitslücke in einem System entdeckt und veröffentlicht wird, mit dem Daten zentral gespeichert werden, dann sind die Daten zu dem Zeitpunkt mit großer Wahrscheinlichkeit bereits auf dem Markt, für immer. Allerdings ist das Interesse an ihren Daten untertrieben. Gesundheitsdaten sind sehr "langlebig", sagt Martin Tschirsich in seinem Vortrag. Die Daten gewinnen mit der Zeit sogar noch an Wert, Alle, die so gerne wollen, dass Gesundheitsdaten zentral gespeichert werden, haben ein wirtschaftliches und/oder Machtinteresse in dieser Hinsicht. Das ist nicht mit dem Interesse ihres Nachbar verhgleichbar.
Haben sie mehr als eine Minute gebraucht, um dazu eine Entscheidung zu treffen? Dann aktivieren sie doch jetzt bitte all ihre Angehörigen und Freunde, damit sie diese Petition unterstützen. Es ist bereits fünf nach zwölf. Bitte tun sie das jetzt.