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Diskussion zur Petition 136221

Mutterschutzgesetz

Einführung eines gestaffelten Mutterschutzes vom 15.07.2022

Diskussionszweig: Es wird Zeit für ein moralisches Umdenken !

Nutzer2620761 | 04.09.2022 - 14:24 (Zuletzt geändert am 04.09.2022 - 14:30 von Nutzer2620761 )

Es wird Zeit für ein moralisches Umdenken !

Anzahl der Antworten: 17

Ich selbst bin mehrfache Sternenmama und als Doula begleite ich Frauen über ihre KLEINEN GEBURTEN.
Warum ich persönlich nicht FEHLGEBURT sagen möchte? Weil der Vorgang, "sein totes Kind aus dem eigenen Bauch zu bekommen", eben eine GEBURT darstellt. Ich muss gestehen, dass ich mir früher darüber auch nie Gedanken gemacht habe. Dass ich das Alles möglicherweise aus Desinteresse auch nicht betrachtet und nicht hinterfragt habe. Inzwischen weiß ich aber vieles besser, leider aus eigener Erfahrung.

Gerade in der Frühschwangerschaft passiert so viel im Körper der Frau. Es sind nicht nur die Träume und Wünsche, die beeinflussen und auch zu Veränderungen im eigenen Leben führen, es ist so viel mehr: Jede Frau durchläuft eine hormonelle Veränderung und bei vielen Frauen ist dieses Hormonchaos schon ganz früh nach der Befruchtung zu spüren.

Hormone können so viel im Körper durcheinanderbringen und gerade die Tatsache, dass man dies von Außen nicht erkennen kann, macht es für manche Frauen schwer, weil hierfür häufig das Verständnis fehlt.

Wird dann unter diesen Umständen (mit denen man als Frau auch erstmal klarkommen muss) die Diagnose des Schwangerschaftsverlustes gestellt (und das eben egal in welcher Woche, denn Trauer kennt keine Wochen oder Monate - und jeder, der schon einmal um jemanden getrauert hat, weiß das!), stellt dies eine große emotionale Belastung für die Mama dar, die ja ohnehin schon dieses Gefühlswirrwarr zu ertragen hat.

Die tatsächliche Schwere der Trauer ist von Außen nicht sichtbar. Und auch nicht die Tatsache, dass auch du MAMA bist, auch wenn dein Kind ebenfalls nichts sichtbar ist. Was dann auf die Mama zukommt, an körperlicher und seelischer Belastung, wird oftmals nicht gesehen und scheint bisher auch kaum Wertung zu erhalten.

Auch wenn das Thema Wochenbett eigentlich häufig in Zusammenhang mit einer komplett ausgetragenen Schwangerschaft mit einer Lebendgeburt in Verbindung gebracht wird, so möchte ich hier dringend darauf hinweisen, dass Frauen, Mamas, auch in der Frühschwangerschaft nach der Geburt ein Wochenbett benötigen. Wir müssen weg von dem Bild, dass Wochenbett bedeutet, dass eine Mama gemütlich stillend mit Baby auf der Couch sitzt.
Auch nach einer Kleinen Geburt braucht es das Zurückbilden, das Heilen von Seele und Körper.

Sein Kind zu verlieren, ist die eine Sache. In dieser unfassbar anstrengenden Situation aber allein gelassen zu werden, eine andere Sache.

Ich frage mich, wie man eine Mama in einer solchen Situation allein lassen kann?

Leider gibt immer noch Menschen, die der Meinung sind, Frauen könnten am nächsten Tag direkt wieder arbeiten gehen. Frauen könnten unter diesen harten Umständen so tun, als wäre nichts und könnten die gleiche Leistung erbringen, wie sonst auch.
Das ist in meinen Augen schlichtweg unmöglich und ein absolut fataler Ansatz.

Wir haben alle Mütter, die dafür gesorgt haben, dass wir auf dieser Welt sind und ich finde, die Zeiten, in denen Frauen lediglich als Gebärmaschinen herhalten mussten, sollten allmählich vorbei sein. Und nur weil ein Kind verstorben ist, darf einer Frau meiner Meinung nach, die Bezeichnung MUTTER nicht abgesprochen werden. Genauso wenig wie ihr der Vorgang der Geburt oder das dringlichst nötige Wochenbett (Heilung und zur Ruhe kommen!) genommen werde sollte!

Hier braucht es vor allen Dingen jede Menge NEUES Wissen über die Kleine Geburt und all das, was sie mit sich bringt. Leider fehlen hierfür in Deutschland Studien, valide Zahlen, weil eben das Thema FEHLGEBURT zu unwichtig erscheint. Es wird ohne Nennung von Alternativen ausgeschabt, Frauen um die Verabschiedung des eigenen Kindes gebracht und ihnen signalisiert, dass sie eine Kleine Geburt auf natürlichem Weg nicht meistern können - Meiner Meinung nach besteht hier dringender Überarbeitungsbedarf!

Würden wir eine Kleine Geburt als Geburt anerkennen, eine Sternenmama als MAMA wahrnehmen, so sollte das Thema Mutterschutz überhaupt keines sein, weil eben SELBSTVERSTÄNDLICH!!!

Aber hierfür braucht es ein Umdenken in unserer Gesellschaft und das fängt nicht an, in dem man auflistet, was Frauen alles noch leisten sollen, weil es ja "die Natur so vorgesehen hat". Es braucht Wertschätzung und Achtung und vor allen Dingen EMPATHIE!

Das war mein Wort zum Sonntag <3
Danke an Natascha Sagorski für diese Petition!

LG Corinna Hansen-Krewer
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