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Diskussion zur Petition 158622

Vergütung für medizinische Leistungen

Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung vom 15.10.2023

Diskussionszweig: Die Petition: grundsätzlich okay - in etlichen Bereichen unglaubwürdig, wie z. B. bei der TI

Nutzer3363332 | 12.12.2023 - 22:22

Die Petition: grundsätzlich okay - in etlichen Bereichen unglaubwürdig, wie z. B. bei der TI

Anzahl der Antworten: 2

Ich habe die Petition gerade eben mitgezeichnet. Schweren Herzens. Denn überzeugt bin ich nicht. Mit großem Aufwand und Dramaturgie erfolgte am 18.8. eine Protestveranstaltung in Berlin. Es wirkte aber oft aufgesetzt, zu professionell, dafür mit zu wenig Herzblut. Dementsprechend ruhig wurde es danach auch mit dem Protest. Praxen schließen an Brückentagen (2.10.) oder nach Weihnachten (27.12.-29.12.) wird da nicht reichen. Wirkt unglaubwürdig.

Was mich vor allem ärgert, ist, dass der große Unmut in der Ärzte/Therapeutenschaft über die Telematikinfrastruktur nicht aufgegriffen wird. Die KBV fordert zwar als Punkt 4 eine "sinnvolle Digitalisierung", und sagt: "Abläufe in den Praxen dürfen nicht zulasten der Versorgung und damit der Patientinnen und Patienten behindert werden, die Technik muss nutzerfreundlich und funktionsfähig sein."

Wo aber bleibt die Kritik am Zwang, an der zentralen Datenspeicherung, an der bevorstehenden Datenlieferung in den europäischen Gesundheitsdatenraum (mit noch weniger Mitsprachemöglichkeiten für Pat. als hierzulande), an der opt-out-ePA, an der Befüllungspflicht für Ärzte/Therapeuten etc.?

Von den hohen Kosten für das TI-/ePA-/Gematikprojekt, dem mangelnden Nutzen, dem fehlenden Mehrwert, den häufigen Störungen, den überforderten IT-Hotlines, dem Ressourcen- und Energieverbrauch und vielen anderen Punkten ganz zu schweigen!

Lauterbach sprach im Juni schon davon, dass KI doch gleich die Praxisgespräche direkt mit aufzeichnen, in strukturierte Daten umwandeln und weiterleiten könnte. Wo bleibt da die Schweigepflicht?

Und wie will man mit so schlechten Daten forschen? Eher wird das Patientenwohl indirekt damit noch gefährdet.

Viel zu spät hat die KBV Protest nun angestoßen. Ging vlt. nicht mehr anders, weil es in der Ärzteschaft zu sehr gebrodelt hat. Aber für bessere Honorierung weniger Bürokratie, weniger Regresse etc. hätte die KBV schon viel länger etwas tun können. Auch der Honorarabschluss heuer mit lächerlichen 3,85% zeugt nicht von großem Mut.

Und aus eigener Erfahrung - zweimal schon im Petitionsausschuss des Bundestags gewesen - kann ich sagen: liebe KBV, da wird nicht viel dabei rauskommen. Leider. Die hören sich das alles gerne an, und das war's dann. Da braucht es schon ganz anderen mutigen Protest. Z. B. Praxisschließungen über zwei Wochen (mit Notfallversorgung und dringender Rezeptausstellung, ansonsten aber Demonstrationen und Fortbildung!).

Dass eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die sich oft genug darauf beruft, Gesetze halt umsetzen zu müssen, nun dieses Mittel ergreift, ist ein Armutszeugnis - für die KBV, aber vor allem auch für die Politik. Die versagt derzeit kolossal - und daher muss eben auch eine Petition genutzt werden, mag das Schwert auch noch so stumpf sein.
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