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Diskussion zur Petition 59521

Sozialhilfe

Anspruch auf angemessene und bezahlbare Wohnung vom 22.06.2015

Diskussionszweig: Vorschläge zur Umsetzung der Petition

SohnMannheims64 | 26.08.2015 - 15:50

Vorschläge zur Umsetzung der Petition

Anzahl der Antworten: 44

Die Umsetzung der Petition ist machbar, wenn; die Städte, Landkreise und Kommunen nur die vorhandenen leerstehenden Wohnblöcke und Siedlungen mit Reihenhäusern der ehemaligen hier stationierten Streitkräfte der Alliierten mit deren Familienangehörigen dem sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung stellten.
Auf diese einfache Art wäre die Wohnungsknappheit in Deutschland weitestgehend sofort behoben.
Diese Wohnungen, Wohnblöcke und Reihenhäuser sind auch heute noch in einem teilweise sehr guten Zustand. Inhaber ist größtenteils der Bund und bräuchte rein rechtlich den Weg hierzu per Gesetz oder Anordnung nur freimachen.
Beispiel. Allein in meiner Heimatstadt Mannheim stehen diesbezüglich circa 30 000 Wohnungen leer. Ähnlich Meldung gibt es aus der Nachbarstadt Heidelberg. In beiden Fällen würde die Freigabe der Wohnungen dort die Lage auf dem sozialen Wohnungsmarkt deutlich entschärfen.
Es ist also nur eine Frage des Willens einen Weg zu finden und bereit sein neue Wege zu gehen.
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Der_Max | 18.09.2015 - 12:12

Zitat: von Ursula1955
Dass man eine solche Wohnung (mit viel Glück) noch finden kann, das will ich für meine Stadt gar nicht leugnen. Ich kenne selbst Leute, die solche Objekte vermieten. Und auch beim Preis liegen Sie richtig. Ich leugne aber, dass dieser Vermieter durch den Bau von Sozialwohnungen Probleme bekommen wird, sein Objekt zu vermieten. Denn der hat locker 200 Bewerber und kann nur einen nehmen. (...)



Ja, diese 200 Bewerber bewerben sich jeder um 20 Wohnungen. Zwar kommt immer nur einer zum Zug, aber damit haben sich gleichzeitig 19 andere Bewerbungen erledigt. So decken möglicherweise 20 Wohnungen den tatsächlichen Bedarf, zumal durch die Umzüge ja auch woanders Wohnraum frei wird.

So jedenfalls bei frei finanzierten Wohnungen. Im sozialen Wohnungsbau ist es anders, weil dort der Bedarf sofort neuen Bedarf erzeugt - einfach, weil das Wohnen dort viel zu attraktiv ist. Für jede gebaute Sozialwohnung findet sich jemand, der gerne bereit wäre, aus seiner frei finanzierten Wohnung auszuziehen ...

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Ursula1955 | 18.09.2015 - 02:47

Zitat: von Der_Max

Das deckt sich nicht mit meinen Beobachtungen aus der Großstadt. Bei uns gibt es jede Menge erschwinglicher preiswerter Wohnungen: Altbau, citynah (keine Parkplätze und nicht ganz leise), 60 Stufen bis zum 2. Stock im 4- oder 5-stöckigen Gebäude. Da gibt es 80 m² für 600 € (kalt). .


Dass man eine solche Wohnung (mit viel Glück) noch finden kann, das will ich für meine Stadt gar nicht leugnen. Ich kenne selbst Leute, die solche Objekte vermieten. Und auch beim Preis liegen Sie richtig. Ich leugne aber, dass dieser Vermieter durch den Bau von Sozialwohnungen Probleme bekommen wird, sein Objekt zu vermieten. Denn der hat locker 200 Bewerber und kann nur einen nehmen. Sicher ist unter den Bewerbern auch mal eine Person, wie Sie sie schildern.
Ich erlebe auch immer wieder Arbeitslose, deren dummdreiste Anspruchshaltung mich nur noch sprachlos macht.
Aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass es genug Leute gibt, die dankbar sind für eine solche Wohnung.
Und nach einiger Zeit auf der Warteliste wird auch die von Ihnen geschilderte junge Frau eine solche Wohnung gerne nehmen.

Übrigens hätte sie auch nur Anspruch darauf, wenn sie mindestens zwei Kinder hat.

Und wenn (meist halbstädtische) Wohnungsbaugesellschaften in Sozial-Immobilien Tiefgaragen bauen, dann tun sie das nicht, damit der Sozialmieter dort sein Auto abstellen kann. Die Wohnungsbaugesellschaften bauen diese Garagen, um den Parkdruck in der gesamten Umgebung der Anlage zu verringern. Und da sich die meisten Sozialmieter gar kein Auto leisten können, werden die Parkplätze an Leute im Umfeld vermietet. Die kosten dann 70 - 80 Euro im Monat. Und das Geld bekommen weder Wohngeldbezieher noch Hartzer vom Amt!

Ob bei "Ihrer" Altbauwohnung für den Mindestlohnbezieher am Ende noch der Hartz4-Satz verbleibt, das wage ich auch zu bezweifeln. Denn wenn der Altbau noch nicht gedämmt wurde und keine abgehängten Decken hat, dann fallen locker 250 Euro Heizkosten im Monat an (denn diese Wohnungen haben eine enorme Höhe und Wärme steigt nach oben ....). Wenn allerdings bereits saniert wurde, wird es wohl nichts mehr mit den 600 Euro kalt. .....

Und dann bleibt auch noch die Frage, ob man es o.k. finden soll, dass Leute, die arbeiten gehen, am Ende gerade mal die gleiche Summe in der Tasche haben, wie jemand, der nicht arbeitet. Eigentlich haben solche Leute dann sogar weniger Lebensstandard als der Arbeitslose, weil sie Kosten haben, die der Arbeitslose nicht hat: Fahrkarte, höherer Kleidungsbedarf, mal auswärts essen etc. ....

"Arbeiten soll sich lohnen...!" - ein ebenso beliebtes wie "leeres" Statement fast aller Parteien. Wenn Wohnen allerdings so teuer ist, dass nach Bezahlen aller(!) Wohnkosten nur der nackte Hartz4-Satz übrigbleibt, dann hat sich Arbeiten offensichtlich nicht gelohnt!

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Der_Max | 17.09.2015 - 21:55

Zitat: von Ursula1955
(...) Obwohl ich weiß´, was ein "Schweinezyklus" ist, sehe ich nicht, inwieweit man das auf den Bau von Billigwohnungen anwenden könnte! Denn in diesem Bereich ist der Bedarf so gigantisch, dass der Privatmann seine Billigwohnungen auch dann problemlos losbekäme, wenn der Staat 500000 Sozialwohnungen bauen würde.



Das deckt sich nicht mit meinen Beobachtungen aus der Großstadt. Bei uns gibt es jede Menge erschwinglicher preiswerter Wohnungen: Altbau, citynah (keine Parkplätze und nicht ganz leise), 60 Stufen bis zum 2. Stock im 4- oder 5-stöckigen Gebäude. Da gibt es 80 m² für 600 € (kalt). Also wenig attraktiv, aber für den Anderthalb- oder Doppelverdienerhaushalt erschwinglich. Oder auch: wenn sich der Mindestlohn-Vollzeitverdiener diese Wohnung nimmt, bleibt ihm zum Leben ziemlich genau "Hartz-IV".

Nur - diese Wohnungen sind nicht attraktiv im Vergleich zu Wohnungen aus dem sozialen Wohnungsbau. Die alleinerziehende Mutter eines Kinde sucht dann doch lieber "verzweifelt" die 3-Zimmer-Wohnung dort. Die kostet das selbe, hat 10 m² weniger, hat aber einen Stellplatz, Aufzug, Balkon und den Spielplatz auf der Wohnanlage - geht aber dann doch an jemanden, dessen Bedarf dringender ist. So wird der Sozialneid geschürt ("Wenn ich keine Arbeit hätte, bekäme ich A L L E S!!!")

So ähnlich sieht es in fast allen Großstädten aus. Lediglich München und Stuttgart stellen eine erhebliche Ausnahme dar. Insofern ist die Forderung an den Bund schlicht unmäßig.

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Ursula1955 | 17.09.2015 - 18:19

Zitat: von Der_Max
Fangen Sie einfach mal mit google "Schweinezyklus" an, um in die Problematik dynamischer Marktveränderungen einzusteigen.

Im sozialen Wohnungsbau wird dieser Trend noch verschlimmert dadurch, dass Preissenkungen nicht vorgesehen sind.

Das wäre kein Problem, wenn nicht der soziale Wohnungsbau so stark mit dem der frei geförderten Wohnungen interagieren würde - extrem im Bereich der niedrigpreisigen, aber frei finanzierten Mietwohnungen, aber auch bei Eigenheim- und Eigentumswohnungsneubau.

Mit jeder Sozialwohnung, die gebaut wird, werden mehrere preiswerte frei finazierte Wohnungen NICHT entstehen, die Wohnungsnot also vergrößert.

Das ist soziale Marktwirtschaft ...


Was man unter "Schweinezyklus" versteht, muss ich nicht googlen. Das ist mir bekannt. Schließlich sind neben den Landwirten (aus deren Bereich der Begriff kommt) die Lehrer die häufigsten Opfer des Schweinezyklus.

"Schweinezyklus" ist wenn der Staat feststellt, dass es für die Schulfächer/Schularten A, B, C, D einen Nachholbedarf und damit beste Chancen für zukünftige Absolventen gibt. Gleichzeitig rät der Staat vom Studium der Fächer X,Y,Z ab, weil es hier angeblich zu einem Überangebot kommt. Wenn die Leute dann das Studium beendet haben, dann finden die Leute, die das studiert haben, was empfohlen wurde, zu 80 % keinen Job. Und die Leute, die das studiert haben, wovon abgeraten wurde, finden zu 80 % einen Job. Wenn man diesen "Schweinezyklus" als Betroffener oder Außenstehender sieht, könnte man auf die Idee kommen, es sei empfehlenswert, immer das Gegenteil von dem zu machen, was Politik empfiehlt!
Dazu braucht man aber schon sehr viel Mut,. Denn wenn´s schief geht und der "Schweinezyklus" ausnahmeweise nicht arbeitet, dann möchte ich nicht wissen, welche Kritik den Leuten entgegengeschleudert wird, die studiert haben,. wovor gewarnt wurde´- gerade von Leuten wie Ihnen!

Obwohl ich weiß´, was ein "Schweinezyklus" ist, sehe ich nicht, inwieweit man das auf den Bau von Billigwohnungen anwenden könnte! Denn in diesem Bereich ist der Bedarf so gigantisch, dass der Privatmann seine Billigwohnungen auch dann problemlos losbekäme, wenn der Staat 500000 Sozialwohnungen bauen würde (Aber über solche Zahlen reden wir gar nicht erst!)

Früher oder später werden Rentner ihre großen Wohnungen verlassen müssen (auch wenn es Ihnen nicht schnell genug geht). Der Anteil der Rentner, die nur das Existenzminimum haben, steigt ständig.
Wir haben in allen Altersgruppen immer mehr Singles. Der Mindestlohn fuhrt auch nicht wirklich zu höheren Einkommen,
da immer mehr Leute keinen vollen Job finden.

Und die Arbeitslosigkeit wächst von unten (unten = jung) eifrig nach. Oder glauben Sie ernsthaft, dass die 20 % unter 30,
die heute (warum auch immer) keine Ausbildung schaffen, sich später mal mehr leisten können als eine Billigwohnung?
Und dann die Zuwanderer! Auch zu zwei Drittel Kandidaten für Billigwohnungen.

Aber egal, wie viel Billigwohnungen wir nun genau brauchen. ... Das Hauptproblem ist doch, dass jede einzelne sich nicht rechnet. Die rechnen sich nicht, weil der Markt im Falle von bedürftigen Bürgern hier gar nicht funktionieren kann.

Denn eine Summe ist hier immer fix. Das ist der Betrag, den der Staat Ihnen, lieber Max, aus der Tasche zieht, um bedürftigen Mitbürgern das Wohnen zu ermöglichen. In Städten mit ca. 500000 Einwohner liegt diese Summe meist bei 380 bis 400 Euro. Davon gehen dann für eine Single-Wohnung 150 - 170 Euro für Nebenkosten ab. Die haben Sie ja selbst (auf dem anderen "Strang"?) schon mal aufgeführt!

Selbst wenn Sie die Wohnverhältnisse so einfach gestalten, wie Sie das für Arme gerne hätten, fallen außer Gartenpflege alle Nebenkosten auch an. Und der potentielle Vermieter weiß ja auch, dass noch jede Menge Kosten dazukommen, die er nicht an den Mieter weiterreichen darf.

Da lassen die Städte dicke LKWs durch die Wohngebiete fahren. Und dann kommen sie alle 20 Jahre um die Ecke und möchten für ein Vier-Familienhaus 50000 Euro Erschließungskosten. Das macht dann auf 20 Jahre gerechnet 50 Euro pro Wohneinheit (plus Zinsen), die schon nicht mal beim Vermieter als Gewinn ankommen.

Und je hässlicher das Wohnumfeld ist, desto mehr Vandalismus gibt es. Das ist nachgewiesen.
Insofern geht eben die Rechnung "Lasst uns Sozialwohnungen wie den Knast gestalten" auch rechnerisch nicht auf!

Gehen Sie doch einfach mal offenen Auges durch Häuserzeilen, die überwiegend von Arbeitslosen und anderen Armen bewohnt werden! Montags prangt ein dickes Hakenkreuz an der Hauswand (plus Text, den ich gar nicht erst hinschreibe, weil der Moderator ihn streichen würde). Mittwochs ist der ganze Schweinkram überstrichen (kostet den Hausbesitzer jedes Mal schlappe 500 Euro). Freitags ist das Geschmiere wieder da. Ich weiß nicht, wie es in Ihrer Stadt ist. In meiner Stadt ist der Hausbesitzer verpflichtet, so was ständig zu entfernen.

Markwirtschaft hin oder her: Es gibt einfach Aufgaben, mit denen man kein Plus machen kann. Und Wohnungsbau für Arme gehört ganz eindeutig zu diesen Aufgaben.

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Der_Max | 17.09.2015 - 15:37

So ist eben Deutschland :(

Gerade in den Sozialwohnungen leben eben auch viele Kranke und Behinderte, die diese Arbeiten gar nicht machen können. Und warum sollen das die anderen für sie übernehmen, wenn doch für sie selbst dabei nichts herausspringt?

Also bleibt dem Vermieter gar nichts anderes übrig, als diese Arbeiten gewerblich zu vergeben und die Kosten umzulegen. Und das coole daran ist, dass diejenigen, die Einkommensteuer bezahlen, dafür auch noch eine Steuerminderung für "haushaltsnahe Dienstleistungen" bekommen, wenn sie diese Kosten in der Steuererklärung geltend machen.

So verwaltet sich unser Sozialstaat in seinem Gerechtigkeitswahn tot. Es gibt gar keinen Anreiz dafür, selbst etwas zu machen. Leidtragende sind die, die nicht können, weil sich die, die nicht wollen, ganz prima hinter ihnen verstecken können.

Der Wohnungsmarkt ist hierfür Paradebeispiel - mit einem viel zu niedrigen Mietniveau.

48

Ursula1955 | 17.09.2015 - 02:17

Zitat: von Ylander
270 NK? Das wäre Wohnen de Luxe.


Nein, das ist bei Wohnanlagen relativ normal. Da muss ich dem Max, der gerade unter mir postet, ausnahmsweise Recht geben.

Das ist einerseits Luxus, andererseits auch nicht.
Es ist Luxus, weil Dinge gemacht werden, die selbst im Villenviertel die Bewohner oft selbst machen: Schnee schippen, Rasen mähen, Grünanlagen pflegen, Treppe putzen, Gehsteig kehren.

Es ist aber auch kein Luxus, weil der Mieter ja keine Möglichkeit hat, diese Leistungen "abzubestellen". Er muss das Schnee-Schippen bestellen - auch wenn er als Arbeitsloser genug Zeit hätte, selbst Schnee zu schippen.

Und leider weitet sich die Zahl der Häuser ständig aus, in denen der Mieter gezwungen ist, das "Service-Komplett-Paket" zu buchen.

Warum das so ist, das verstehe ich selbst auch erst seit einiger Zeit. Vor ca. einem Jahr bat mich eine Bekannte, für sie das Tippen ihrer Korrespondenz mit Ihren Mietern (sechs Wohnungen in einem Haus, das sie gerade mit mehreren anderen gemeinsam geerbt hatte) zu übernehmen.
In sechs Monaten schrieb ich über 100 Briefe. Es ging ständig darum, welche Teile der Hausordnung welcher Mieter gerade nicht gemacht hatte und welche andere Mietpartei sich davon gestört fühlt und ggf Mietminderung androht. Im Winter stürzte dann eine Passantin, als keiner der Mieter gestreut und geräumt hatte. Der Mieter, der (laut Plan der Vermieterin) zuständig gewesen wär, erzählte, er sei im Urlaub gewesen und habe mit xy den Winterdienst getauscht. XY behauptete, sie wisse nichts von einem Tausch. Am Ende wurde meiner Bekannten von ihrer Haftpflichtversicherung nach Regulieren des Schadens gekündigt. Sie hatte Riesenprobleme, überhaupt wieder eine Haftpflichtversicherung zu finden. Und dann reichte es ihr - verständlicherweise. Sie suchte eine Hausmeisteragentur und reichte die Verantwortung an die weiter. Seither sind die Nebenkosten pro Wohnung um 80 - 120 Euro gestiegen.

Es ist bedauerlich, wenn für alle(!) Mieter einer Hauses die Nebenkosten steigen, nur weil ein oder zwei Parteien es nicht hinkriegen, sich an Regeln zu halten! Aber offenbar ist das immer öfter so.

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Ursula1955 | 16.09.2015 - 23:55

Zitat: von Der_Max
Wo ist das Problem, wenn für eine Wohnung für 2 Personen (also 60 m²) 540 + 270 NK Miete zu zahlen sind?


Nun, das kommt auf die zwei Personen und deren Jobs an. Sie haben das ja schon einmal vorgerechnet für zwei Mindestlohnbezieher.
Das kommt gerade so knapp hin, wenn man nie Urlaub macht und kein Auto hat.

Nun suche ich ja schon ziemlich lang Arbeit und weiß daher: Mindestens die Hälfte der angebotenen Jobs kann man gar nicht machen, wenn man kein Auto hat. Denn bei Schichtarbeit fallen Arbeitszeiten an, da fährt kein Bus mehr.

Ich habe ja momentan ein Auto für drei. Ich habe es angeschafft, als es mir vor 20 Jahren finanziell noch gut ging. Und nun teilen zwei Freundinnen und ich uns die laufenden Kosten.
Daher habe ich bei Bewerbungen im Internet manchmal "Auto ja" und manchmal "Auto nein" angekreuzt. Wenn ich "Auto nein" ankreuzte, bekam ich quasi nie eine Rückmeldung..

Wenn nun auch nur einer der beiden Mieter beruflich bedingt ein Auto braucht, dann schafft die Person es nicht, zusätzlich auch noch 400 Euro Miete zu zahlen!

Und oft finden die zwei Leute auch keine zwei vollen Jobs, sondern einer bekommt nur eine Teilzeitstelle.

Da gehen Sie wieder mal von Ihren Idealvorstellungen aus, die mit der Realität oft wenig zu tun haben!

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Der_Max | 16.09.2015 - 23:42

Fangen Sie einfach mal mit google "Schweinezyklus" an, um in die Problematik dynamischer Marktveränderungen einzusteigen.

Im sozialen Wohnungsbau wird dieser Trend noch verschlimmert dadurch, dass Preissenkungen nicht vorgesehen sind.

Das wäre kein Problem, wenn nicht der soziale Wohnungsbau so stark mit dem der frei geförderten Wohnungen interagieren würde - extrem im Bereich der niedrigpreisigen, aber frei finanzierten Mietwohnungen, aber auch bei Eigenheim- und Eigentumswohnungsneubau.

Mit jeder Sozialwohnung, die gebaut wird, werden mehrere preiswerte frei finazierte Wohnungen NICHT entstehen, die Wohnungsnot also vergrößert.

Das ist soziale Marktwirtschaft ...

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Ursula1955 | 16.09.2015 - 20:45

Zitat: von Der_Max

Die Kinder sind nicht in Wohnungen eingesperrt, sondern in der Betreuung (für die wir viel Geld ausgeben)!

Sie haben Recht, dass in fernerer Zukunft Spielplätze in Wohnanlagen nicht mehr die Wichtigkeit haben werden wie früher. Noch allerdings finden viele Eltern die gewünschten Kita-Plätze nicht. Bei der Betreuung der Kinder ab 10 in Hort oder Ganztagsschule kommen in meiner Stadt auf 30 Plätze 100 Bewerber. Leer sind die Spielplätze, an denen ich vorbeikomme, trotz Kitas nicht. Denn wenn viele Kids aus einer Wohnanlage die Kita besuchen, dürfen die Kitas oft die Spielplätze nutzen. Das ist auch dringend nötig, weil viele Kitas kaum Außenflächen haben.
Zitat: von Der_Max

Ghettoisierung von Wohngebieten ist die logische Folge von verfestigter Armut. Eine zu komfortable Wohnsituation führt eben auch dazu, nicht mehr wegziehen zu wollen. Würden wir endlich zu einer Sicht kommen, dass es normal ist, wenn Mieter hin und wieder mal umziehen, gäbe es diese Probleme nicht.!

Diese Logik kann ich nicht nachvollziehen. Klar haben wir verfestigte Armut. Aber wäre das anders, wenn die Arbeitslosen öfter umziehen würden?! Denn wo ein Umzug zu Jobchancen führen würde, darf das Jobcenter einen Umzug fordern - und tut das auch.

Man muss allerdings auch bedenken, wie oft Arbeitsverhältnisse heute nur wenige Monate dauern - vor allem wenn der Arbeitnehmer vorher langzeitarbeitslos war. Da macht es schon Sinn, wenn man Herrn Mustermann nicht vier Wochen nach Antritt seiner befristeten Beschäftigung aus der Sozialwohnung wirft. Denn schließlich muss das Jobcenter/das Sozialamt die Kosten für die Umzüge tragen. Denn laut gängiger Rechtsprechung ist es einem Arbeitslosen nicht zuzumuten, vom Hartz4-Satz Umzugskosten zu tragen.

Nötige Umzüge - ja bitte. Aber doch nicht als Selbstzweck.

Zitat: von Der_Max

Ich kenne jedem Menge alte Leute, deren Problem es ist, sich den Umzug nicht leisten zu können. Die sitzen in ihrer Altbauwohnung, 80 m² für 400 € kalt alleine und wissen genau, dass eine moderne teurer wäre. Warum also ausziehen? Aber wenn sie dann endlich raus sind, schlägt der Vermieter zu: Komplettsanierung, Auflösung des Renovierungsstaus - Miete für den Nachfolger 950 € kalt - aber man hat ja auch 35.000 € in die Wohnung investiert.

Gerade deshalb wäre es wichtig, dass auch die Bestandsmieten stärker als heute steigen können dürfen - damit endlich Dynamik in den Markt kommt. ......!

Es gibt auch Vermieter, die ständig motzen, dass sie die Miete nicht erhöhen dürfen. In Wirklichkeit aber nutzen sie nicht einmal die Möglichkeiten zur Erhöhung, die ihnen problemlos offen stünden!

Ich habe gerade bei älteren Bekannten oft Folgendes erlebt. Die Leute haben 20 Jahre die Miete gar nicht erhöht. Dann fällt ihnen plötzlich auf, dass die Freundin für ihre gleichwertige Immobilie 600 Euro bekommt. Auf einmal wollen sie dann auch statt 400 Euro 600 Euro. Und wenn der Mieter das nicht akzeptiert, dann geht das Gejammere los. Man motzt über das deutsche Mietrecht. Stattdessen sollte man über die eigene Dummheit jammern. Denn wenn man immer um das erhöht hätte, was erlaubt war, hätte man nun die gewünschten 600 Euro erreicht.

Ob ein "Renovierungsstau" besteht, ist halt Ansichtssache. Ich habe in der Immobilie, in der ich wohne (noch gehört sie meinem Vater´) ein froschgrünes Badezimmer von 1960. Ich fühle mich wohl mit meinem froschgrünen Badezimmer und sehe da keinen Renovierungsstau. Einen Renovierungsstau würde ich nur sehen, wenn ich (wie vor 30 Jahren) eine halbe Stunde vor dem Baden den Durchlauferhitzer anwerfen müsste. Viele meiner Bekannten sehen auch keine Notwendigkeit, die von ihnen bewohnten Wohnungen derart aufwendig zu sanieren.

Offenbar finden heute viele Vermieter (vor allem die Generation der Erben) keinen Mittelweg mehr zwischen dem Vergammeln-Lassen der Immobilie und Luxus-Sanierungen.
Zitat: von Der_Max

Heute fahren wir im "Schweinezyklus". Neubauten lohnen sich nicht, also wird zu wenig gebaut. Erst wenn wirkliche Not herrscht, erwacht der Markt: Goldgräberstimmung, allerorten wird gebaut - in Erwartung der teuren Mieten. Die Schnellen schlagen die Langsamen, nach ein paar Jahren ist gleichzeitig der Neubau teurer geworden, gleichzeitig aber das Mietniveau für Neuvermietungen wieder abgebröckelt. Dann dümpelt der Markt wieder ein paar Jahre vor sich hin.!

Diese Logik verstehe ich gar nicht. Deswegen äußere ich mich nicht dazu.
Zitat: von Der_Max

Wenn sich der Bau preiswerter Wohnungen rechnen soll, müssen wir mit den Standards für die Sozialwohnungen ziemlich weit runter ... oder wir subventionieren uns tot!


Wenn ich höre, der Staat könne sich dies und jedes nicht leisten, dann muss ich immer an die Bankenkrise denken.
Wenn Deutschland den Banken 300 Milliarden in den Rachen werfen konnte, dann wird das Land an den Kosten für einige 100000 Sozialwohnungen auch nicht zugrunde gehen.

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Der_Max | 16.09.2015 - 16:10

Ich liebe diese Debatten mit dem studierten Prekariat :)))

Die Kinder sind nicht in Wohnungen eingesperrt, sondern in der Betreuung (für die wir viel Geld ausgeben)

Ghettoisierung von Wohngebieten ist die logische Folge von verfestigter Armut. Eine zu komfortable Wohnsituation führt eben auch dazu, nicht mehr wegziehen zu wollen. Würden wir endlich zu einer Sicht kommen, dass es normal ist, wenn Mieter hin und wieder mal umziehen, gäbe es diese Probleme nicht.

Ich kenne jedem Menge alte Leute, deren Problem es ist, sich den Umzug nicht leisten zu können. Die sitzen in ihrer Altbauwohnung, 80 m² für 400 € kalt alleine und wissen genau, dass eine moderne teurer wäre. Warum also ausziehen? Aber wenn sie dann endlich raus sind, schlägt der Vermieter zu: Komplettsanierung, Auflösung des Renovierungsstaus - Miete für den Nachfolger 950 € kalt - aber man hat ja auch 35.000 € in die Wohnung investiert.

Gerade deshalb wäre es wichtig, dass auch die Bestandsmieten stärker als heute steigen können dürfen - damit endlich Dynamik in den Markt kommt. Heute fahren wir im "Schweinezyklus". Neubauten lohnen sich nicht, also wird zu wenig gebaut. Erst wenn wirkliche Not herrscht, erwacht der Markt: Goldgräberstimmung, allerorten wird gebaut - in Erwartung der teuren Mieten. Die Schnellen schlagen die Langsamen, nach ein paar Jahren ist gleichzeitig der Neubau teurer geworden, gleichzeitig aber das Mietniveau für Neuvermietungen wieder abgebröckelt. Dann dümpelt der Markt wieder ein paar Jahre vor sich hin.

Wenn sich der Bau preiswerter Wohnungen rechnen soll, müssen wir mit den Standards für die Sozialwohnungen ziemlich weit runter ... oder wir subventionieren uns tot!

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