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Diskussion zur Petition 61453

Verbraucherschutz

Keine Umsetzung von Artikel 20 Tabakproduktrichtlinie 2014/40/EU (elektronische Zigaretten) vom 07.10.2015

Diskussionszweig: E-Zigarette ab 16 ?

Zillatron | 10.01.2016 - 12:48 (Zuletzt geändert am 10.01.2016 - 17:21 von Zillatron )

E-Zigarette ab 16 ?

Anzahl der Antworten: 44

Bevor über mich jetzt gleich erwartungsgemäß ein Sturm der moralistischen Entrüstung hereinbricht und Unterstellungen geäußert werden, ich sei ein Scherge einer E-Zigarettenlobby-Verschwörung, der die armen Kinder "anfixen" will:

Ich bin der Meinung, dass Kinder und Jugendliche weder Ruchen, Alkohol trinken noch Dampfen SOLLTEN. Ebenso sollten sie andere Stimulanzen wie Koffein weitgehend meiden.

Ich möchte hier lediglich zum Nachdenken anregen, ob das hohe moralistische Ross, auf dem auch viele (längst erwachsene) Dampfer reiten, in seinem Galopp nicht womöglich genau das zerschmettert, was es eingentlich erreichen will: Die Gesundheit der Jugend.

Wie gesagt, ich befürworte NICHT, dass Jugendliche anfangen zu Dampfen. Es ist meines Erachtens aber unerlässlich, das Gesamtbild zu betrachten und die Konsequenzen eines Verbots und mögliche Alternativen gründlich zu durchdenken. Und ich habe den Eindruck, dass bei vielen aus dem durchaus lobenswerten Bestreben des Jugendschutzes ein Dogma wurde, das keinen anderen Gedanken als ein Verbot zuläßt.

Jeder, der (verständlicherweise) spontan ein Verbot fordert, sollte innehalten und überlegen, ob das wirklich die beste Lösung ist. Oder ob das womöglich mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte. Nicht immer ist das Bauchgefühl ein guter Ratgeben.

Die Interessengemeinschaft E-Dampfen e.V. schrieb in einer Stellungnahme, die als offener Brief an die Mitglieder verschiedener Bundesratsausschüsse ging:
Zitat:

Wir möchten anmerken, dass es zu dem Thema Jugendschutz auch unter den Dampfern (wie sich die Nutzer der E-Zigaretten selbst nennen) keine einheitliche Meinung zu diesem Thema gibt. Da die Nutzer von E-Zigaretten fast nur aus ehemals rauchenden Erwachsenen bestehen, stellt eine Begrenzung des Verkaufs auf Erwachsene über 18 Jahre für uns persönlich kein Problem dar, zumal es bereits viele Händler gibt, die dieses bereits so handhaben.

Einige Dampfer, die sich etwas intensiver mit den bestehenden Jugendschutzgesetzen beschäftigt haben, finden die vorgeschlagene Regelung jedoch unangemessen. So können Jugendliche ab 16 Jahren, in Begleitung Erwachsener sogar schon ab 14 Jahren, Alkohol in Form von Bier, Wein und Sekt legal erwerben und konsumieren. Lediglich die „harten“ branntweinhaltigen Getränke sind für Jugendliche verboten. Auch der Stoff Nikotin kann von Kindern und Jugendlichen in Form von Pflastern, Kaugummis, Lutschbonbons und Inhalatoren ab 12 Jahren legal in jeder Apotheke erworben werden. Auch in Online-Apotheken findet zu diesen Produkten keine Alterskontrolle statt.

Die Maßnahme, E-Zigaretten für Jugendliche effektiv noch schwerer erreichbar zu machen als Tabakzigaretten könnte sich als ausgesprochen kontraproduktiv erweisen und den jugendlichen Tabakrauchern schaden. Denn selbstverständlich werden sie sich auch weiterhin die viel schädlicheren Tabakzigaretten an jeder Ecke beschaffen können – eine E-Zigarette online zu erwerben bleibt ihnen durch den obligatorischen Altersnachweis verwehrt. Gerade die Gruppe der 16-18 jährigen Raucher könnte davon profitieren, E-Zigaretten legal erwerben und nutzen zu können. Es wäre eine Chance diese Gruppe aus den Klauen des Tabakkonsums zu befreien.

Trotz des hohen Drucks der Tabakkontrolle bitten wir Sie, den vorliegenden Gesetzentwurf mit gesundem Menschenverstand und Augenmaß zu prüfen und eine legale Nutzung von E-Zigaretten für Jugendliche ab 16 Jahren in Betracht zu ziehen.

Quelle: http://ig-ed.org/2015/11/stellungnahme-ig-ed-an-den-bundesrat-zum-jugendschutzgesetz/

Augenscheinlich wurde sie komplett ignoriert.

Hier nun weitere Argumente, die meines Erachtens FÜR eine Freigabe ab 16 sprechen:


  • Wie ich schon meinem Beitrag "Die E-Zigarette ist das Tor zur Tabakhölle" erwähnte, gibt es keinerlei Belege für das vielzitierte "Gateway" zum Rauchen. Alle Daten deuten eher darauf hin, dass es nicht existiert. Andererseits:
    Zitat:
    Eine Studie in Amerika hat die Raucherzahlen bei Jugendlichen in den einzelnen Bundesstaaten ausgewertet. Das Ergebnis ist, dass in allen Staaten, in denen das Dampfen unter 18 bereits verboten ist, die Zahl der rauchenden Jugendlichen statistisch signifikant höher liegt als dort, wo es bislang noch keine Altersbegrenzung gibt.

    Quelle: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2015/_10/_07/Petition_61453/forum/Beitrag_349899.html
  • Verbote hindern Jugendliche nicht wirklich daran, etwas auszuprobieren, wie man an den Zahlen der minderjährigen Tabakraucher sehen kann. Sollte man, wenn man wirklich an ihrem Wohlergehen interessiert ist, nicht lieber versuchen diesen unvermeidlichen "Forscherdrang" in weniger schädliche Bahnen zu lenken?
    Public Health England kommt in einer großen Metastudie zu dem Schluss, dass das Dampfen wenigstens 95% weniger schädlich ist als Rauchen.
  • Das Verbot der E-Zigarette wirkt sich wesentlich stärker aus als das schon lange bestehende (und ignorierte) Verbot der Tabakzigarette.
    Auch wenn immer so getan wird, als müssten die Jugendlichen beschützt werden, weil sie keine Ahnung hättten, was sie tun, so sind sie sich durchaus bewusst, etwas Verbotenes zu tun und können einen Teil der Konsequenzen ihrer Handlungen durchaus abschätzen.
    Da man als Jugendlicher immer mit dem Verlust des illegalen Objekts rechnen muss, spielen die mit den Anschaffungskosten verbundenen "Verlustängste" durchaus eine gewichtige Rolle in den Entscheidung, welches der verbotenen Laster Ziel heimlicher Experimente wird. Ein weiterer Gedanke, der diese Entscheidung beherrscht, ist die Entsorgung des "Beweismaterials" im Falle des Erwischtwerdens. Angesichts der relativ hohen Kosten für eine richtige Dampfausrüstung ist die wesentlich schädlichere Tabakzigarette hier deutlich im Vorteile.
  • Wenn Jugendliche auf Grund eines leichteren (nicht ganz so illegalen) Zugangs lieber zuerst mit einer E-Zigarette experimentieren, könnte dies sogar dazu beitragen, eine Raucherkarriere zu verhindern! Auch Jugendliche haben einen Geschmackssinn. Und wenn sie feststellen, dass eine Zigarette einfach viel schlechter schmeckt, werden viele gar nicht erst richtig mit dem Rauchen anfangen.
    Das gilt natürlich nur so lange, wie das Dampfen nicht durch exzessive "Regulierungen" als Genussmittel noch unattraktiver als Zigaretten wird.
  • Da alle wissenschaftlichen Studien bisher zeigen, dass die suchterzeugende und -erhaltende Wirkung bei E-Zigaretten verglichen mit dem Tabakrauch deutlich geringer ist (eher vergleichbar mit pharmazeutischen Nikotinpräparaten und Koffein), liegt die Vermutung nahe, dass selbst die wenigen, die in ihrer rebellischen Experimentierphase zu Gewohnheitsdampfern werden, später diese Gewohnheit wesentlich leichter aufgeben können als die, bei denen sich eine Tabakrauchabhängigkeit entwickelt.


Ich hoffe, damit eine sachliche Diskussion zu einem sträflich übersehenen Aspekt anregen zu können und werde mich auch gerne daran beteiligen.

Polemische Vor-, An- und Einwürfe werde ich ignorieren.
Ich stehe auch nicht für eine Verbrennung auf dem Scheiterhaufen zur Verfügung.
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