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Diskussion zur Petition 62565

Naturschutz und Ökologie

Einsatz von sog. Regiosaatgut bei der "Wieder-Begrünung" bundeseigener Flächen, etc. vom 09.12.2015

Diskussionszweig: Praxis

Tilman_Kluge | 25.01.2016 - 11:10 (Zuletzt geändert am 25.01.2016 - 13:16 von Tilman_Kluge )

Praxis

Anzahl der Antworten: 9

In diesem Diskussionszweig werden Literatur und Beispiele dafür genannt, warum, wo und wie es mit dem Regiosaatgut schon funktioniert (und bundesweit die Regel werden muß) oder eben auch noch nicht funktioniert
24 Personen finden diesen Beitrag hilfreich

Tilman_Kluge | Wed Feb 10 08:31:00 CET 2016 - Wed Feb 10 08:31:00 CET 2016

BÖHMER, K., Erfahrungen mit Gewinnung und Aussaat von Wildpflanzensaatgut, Neilreichia S. 235-240, Wien 2003

Zitat:
Zusammenfassung: Wir sind eine kleine Gruppe von Landwirten und Gärtnern und haben uns seit 15 Jahren auf die Ernte von Wildpflanzensamen spezialisiert. Unsere Haupternteflächen sind bestehende, artenreiche und ökologisch wertvolle Wiesen, deren Bewirtschaftung und somit Erhaltung durch den Verkauf des Saatgutes gefördert wird. Weiters sammeln wir auch an Waldrändern, Gewässerufern, in Äckern und Brachen und von naturnahen Gehölzbeständen, insgesamt etwa 400 krautige Pflanzenarten und 50 verschiedene Gehölze. Aus den Samen stellen wir standortgerechte Mischungen zusammen, die von Interessenten zur Neuanlage naturnaher Wiesen, Hecken und andere Pflanzengesellschaften verwendet werden.

(.....) Wir bringen Saat- und Pflanzgut nur auf vom Menschen stark geprägten und neugeschaffenen Flächen aus, niemals in naturnaher Vegetation. (....)

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Tilman_Kluge | Sat Feb 06 08:30:20 CET 2016 - Sat Feb 06 08:30:20 CET 2016

STMUV-BAYERN (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz), Hinweise zur Samenwerbung für die künstliche Vermehrung sowie zur Saatgut- bzw. Pflanzenproduktion krautiger Gewächse, München Mai 2015 (mit Regionalisierungsübersicht Bayern)

Zitat:
(....) Entscheidend für die Qualität der autochthonen Produkte ist, dass ihrerseits nur autochthone Pflanzenvorkommen beerntet werden. Solche finden sich vor allem in den als schutzwürdige Biotope kartierten Bereichen, die bei den Naturschutzbehörden einsehbar sind. Besonders günstige Voraussetzungen bieten Halbtrocken- und Trockenrasen auf alten Standorten, Flussbrennen oder in ehemaligen Materialgruben sowie Streu- und Nasswiesen. Die bedeutenderen dieser Bestände sind oft als Naturschutzgebiete geschützt. Waldpflanzen können fast überall beerntet werden, bei Sumpf- und Wasserpflanzen ist dagegen wegen umfangreicher Ansalbungen und Freisetzungen durch Aquarianer Vorsicht geboten.(....)



Es ist hier nicht zu erörtern, welche unrühmlich salbungswirksame Rolle tatsächlich oder angeblich Aquarianer spielen. Zu solch einer Pauschalität sollte sich ein Ministerium jedenfalls nicht versteigen.

Noch problematischer ist die Aussage "Waldpflanzen können fast überall beerntet werden", denn dies kann als allgemeine Zustimmung zu besagten Erntemaßnahmen mißverstanden werden und zum anderen ist jede Aufsuchungs- und Auffindungsmaßnahme auch mit potentiellen Störungen des Wildes verbunden.

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Tilman_Kluge | Fri Feb 05 09:15:37 CET 2016 - Fri Feb 05 09:15:37 CET 2016

HASLGRÜBLER, P. et al, Saatgut regionaler Wildpflanzen – Standortauswahl und Gewinnung, Proc. 65. ALVA-Tagung Schloss Puchberg S.138, Wels 2010

Saatgut regionaler Wildpflanzen – Standortauswahl und Gewinnung

Zitat:
(....) In Österreich wie in ganz Europa war in den letzten Jahren ein starker Rückgang des naturschutzfachlich
wertvollen Extensivgrünlandes zu beobachten. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu der auch
von Österreich übernommenen Verpflichtung zum Erhalt der nationalen biologischen Vielfalt. Eine
zunehmend interessante Möglichkeit diesen negativen Entwicklungen gegenzusteuern, liegt in der
Gewinnung und Produktion von standortgerechtem Diasporenmaterial extensiver Grünlandbestände
mit dem Ziel, dieses regional angepasste Material von Gräsern und Kräutern im Rahmen von Begrünungsmaßnahmen
mit hohem Naturschutzwert wieder in der Landschaft zu etablieren und zu verbreiten.

(....)

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Tilman_Kluge | Sun Jan 31 16:08:50 CET 2016 - Sun Jan 31 16:08:50 CET 2016

PRASSE, R., et al., Entwicklung und praktische Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanforderungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wildpflanzensaatgut krautiger Pflanzen - Abschlussbericht DBU 23931, Institut für Umweltplanung der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Koop. Verband Deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V., 2008 - 2010

Entwicklung und praktische Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanforderungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wildpflanzensaatgut krautiger Pflanzen

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Tilman_Kluge | Mon Jan 25 15:37:32 CET 2016 - Mon Jan 25 15:37:32 CET 2016

BLOEMER, S., Ingenieurbiologie und Klimawandel – worauf sich Planer und Unternehmen einstellen müssen, Neue Landschaft 8/2008 S.46 ff.

Ingenieurbiologie und Klimawandel – worauf sich Planer und Unternehmen einstellen müssen

Zitat:
Kap. 5. Zusammenfassung und Ausblick

(....)

Hinsichtlich des einzusetzenden Saatgutes wird für Planer und Begrünungsunternehmen der Trend unvermeidbar in Richtung einer weitgehenden Umstellung von Regelsaatgut auf Begrünungsverfahren mit standortheimischen Arten und Pflanzengesellschaften wie Regio-Saatgut, Heudrusch- und Heumulchsaat gehen. Der Zusatz geeigneter Ammengräser und Deckfruchtarten wird zunehmend wichtiger.

(....)

Die an Begrünungs- und Erosionsschutzmaßnahmen beteiligten Institutionen sind aufgerufen, sich der bereits veränderten und der sich weiter verändernden Klima- und Standortsituation zu stellen. Eine vorausschauende, flexible und innovative Planung und Ausführung sowie eine fruchtbare Kommunikation zwischen planenden und ausführenden Stellen sind erforderlich, um den bevorstehenden Herausforderungen mit bestmöglichem Resultat zu begegnen.

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Tilman_Kluge | Mon Jan 25 13:15:05 CET 2016 - Mon Jan 25 13:15:05 CET 2016

MARZINI, K., RegioZert® – ein Zertifizierungssystem für regionales Saatgut, Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (7), 2010, 221-222

RegioZert® – ein Zertifizierungssystem für regionales Saatgut - Ergebnis des Dialogs zwischen Naturschutz und Saatgutbranche

21 Personen finden diesen Beitrag hilfreich

Tilman_Kluge | Mon Jan 25 12:49:33 CET 2016 - Mon Jan 25 12:49:33 CET 2016

Wildpflanzensaatgut im Spannungsfeld des Naturschutzes - Kritische Anmerkungen zu aktuellen Regelungsversuchen

WIEDEN, M., Wildpflanzensaatgut im Spannungsfeld des Naturschutzes, NuL 47 (6), 2015, S. 181-190

Zitat:
Abstr.

Der Einsatz kommerziellen Wildpflanzensaatguts ist zentraler Bestandteil vieler Kompensationsmaßnahmen. Aus genetischen Studien lassen sich Abstände zwischen Quell- und Zielstandort für Saatgut von mindestens 300 km bei ähnlichen Standortfaktoren als zulässig ableiten. Kleinräumig stabil nebeneinander bestehende Ökotypen erlauben den Rückschluss, dass am Ausbringungsort von regionalem Saatgut in den angrenzenden Populationen keine erheblichen Schäden durch Hybridisierung auftreten.
In einer Studie der Universität Hannover wird in einem Artenfilter ein großer Teil der heimischen Arten für Ansaaten ausgeschlossen. Die Autoren dieser Studie wirkten auch bei Rezepturen für 72 Mischungen, den RSM-Regio, als bundesweitem Standard mit. Diese Mischungen bestehen auf Basis des Artenfilters aus wenigen, meist ubiquitären Arten und werden vom Verband deutscher Wildpflanzenproduzenten e.V. (VWW) abgelehnt.
Am Beispiel der Feuchtwiesen wird im vorliegenden Beitrag die mangelnde Differenzierung der RSM-Regio aufgezeigt und der weitreichende Artenausschluss durch den Artenfilter hinterfragt. Der VWW empfiehlt für den Naturschutz artenreiche standortangepasste Mischungen und den Aufbau einer Artendatenbank mit genetischen Informationen für den Saatguteinsatz.

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Tilman_Kluge | Mon Jan 25 12:21:07 CET 2016 - Mon Jan 25 12:21:07 CET 2016

Niedersächsischer Landtag Drs. 17/3950, Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr namens der Landesregierung vom 14.07.2015 auf die Kleine Anfrage (......) Drs. 17/3676 der Abg Klaus Krumfuß und Karl-Heinz Bley

Grassortenänderung bei Autobahnrandstreifen und Böschungen

Zitat:
Vorbemerkung der Abgeordneten
Zur Befestigung von Autobahnrandstreifen und Böschungen verwendet die Straßenbaubehörde neben kleinem Buschwerk offenbar Rasensaatmischungen. Diese Rasensaatmischungen sollen für eine bessere Verdichtung des Bodens sorgen und damit einer etwaigen Erosion von Böschungen durch Regenfälle entgegenwirken.

Vorbemerkung der Landesregierung
Bei Begrünungen in der freien Natur ist in Bezug auf die Verwendung von Pflanzen gebietsfremder Arten ein Genehmigungsvorbehalt vorgesehen, s. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29.07.2009, § 40 Abs. 4. Diese gesetzliche Regelung soll vor Florenverfälschung schützen und die biologischen Vielfalt erhalten. In einer Übergangszeit bis zum 01.03.2020 sollen in der freien Natur Gehölze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werden. Nach Ablauf dieser Frist ist bei Ausbringung nicht gebietseigener (gebietsfremder) Pflanzen oder gebietsfremden Saatguts eine behördliche Genehmigung erforderlich. Diese relativ lange Umstellungsphase gibt den Saatguterzeugern die Möglichkeit, sich auf die Produktion gebietseigenen Saatguts einzustellen, sodass sich der Saatgutmarkt entsprechend etablieren kann.

(.....)

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Tilman_Kluge | Mon Jan 25 11:15:13 CET 2016 - Mon Jan 25 11:15:13 CET 2016

Aus MÜLLER, N., KIRMER, A. et al., "Verwendung autochthonen Saat- und Pflanzgutes in Thüringen – fachliche Grundlagen und Empfehlungen zum weiteren Vorgehen", Landschaftspflege und Naturschutz Thüringen 46 (2) 2009, Untertext zu Foto 1

Zitat:
Der Thüringer Landesnaturschutzbeirat hat seit 2005 wiederholt die Pflanzenverwendung im Begleitgrün und bei Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen des Bundesfernstraßenbaues kritisiert. Als eine der schwerwiegendsten jüngeren Florenverfälschungen in Thüringen müssen Begrünungsmaßnahmen an der Autobahn A 71 bewertet werden. Hier wurden großflächig Regelsaatgutmischungen verwendet, sowie Gehölze nicht gesicherter Herkunft oder sogar gebietsfremde Arten (z. B. Erbsenstrauch, Blasenstrauch, Tamarisken, Reifweiden etc.). Durch die Verwendung konkurrenzstarker Zuchtsorten des Schwingels (Festuca) wurden artenarme Dominanzbestände aufgebaut, die sich durch ganz Thüringen ziehen und die über lange Zeiträume stabil sind. Wären stattdessen regionale Saatgutmischungen verwendet worden, würde sich heute die reiche Vielfalt der Thüringer Naturräume entlang der Autobahn widerspiegeln.

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