Text der Petition
Mit der Petition wird gefordert, dass ein Branchenmindestlohn für Mitarbeiter von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) eingeführt wird.
Begründung
Die Lebenshaltungskosten steigen. Besonders für Mitarbeiter von Behindertenwerkstätten stellt dies ein besonderes Problem dar, da diese auf Grund ihrer körperlichen und psychischen Konstitution oft nur für die nötigen Dinge des Leben arbeiten, zumal die Lebenshaltungskosten für diese Personengruppe (durch Medikamente, medizinische Hilfsmittel, etc.) eine besondere finanzielle Belastung darstellen.
Die Schaffung eines Rahmens, in dem diese Bevölkerungsgruppe (welche rund 300.000 Menschen ausmacht) finanziell aus dem Rande des Existenzminimums herausgeholt wird, ist alleine schon aus Gründen der Teilhabe und der Gleichbehandlung von Nöten. Die Einrichtung eines Mindestlohnes von 5 EUR aufwärts (unter Berücksichtigung von Grundsicherung und Renten) würde dieses ermöglichen.
Die Leistung, die die behinderten Menschen dort erbringen ist eine Arbeitsleistung. Vielleicht nicht so schnell und vielleicht nicht so viel wie gesunde.
So schlecht wie sie bezahlt werden, arbeiten sie im Durchschnitt keinesfalls.
Daher ist eine Erhöhung des Arbeitslohns alleine schon eine Frage der Würde.
Das was jetzt bezahlt wird, geht in Richtung Ausbeutung.
Ursula1955 | Tue Mar 20 19:38:27 CET 2018 - Tue Mar 20 19:38:27 CET 2018
Wenn Sie möchten, dass die Träger mehr Rechenschaft darüber geben müssen, was sie einnehmen und was sie wofür ausgeben, dann bin ich voll bei Ihnen. Eine solche Petition hätte sofort meine Stimme.
Die gleiche Problematik, die wir bei Behinderten-Einrichtungen haben, wird übrigens bei Maßnahmen für Langzeitarbeitslose von den Betroffenen auch beklagt. Hier ist es auch für manchen Mitarbeiter unverständlich, warum ein Gebrauchtwarenkaufhaus, das seine Waren geschenkt bekommt und monatlich für 50000 Euro verkauft, angeblich keinen Gewinn macht.
Heute ist die gängige Ausrede dafür, dass man ja eine Querfinanzierung macht für andere Einrichtungen.
Trotzdem bleibe ich dabei, dass mehr Offenlegen des Finanzgebarens wünschenswert wäre - im Interesse der Menschen (egal, ob langzeitarbeitslos oder behindert) , die sich in solchen Pseudo-"Jobs" ausgenutzt fühlen, aber auch im Interesse des Steuerzahlers.
Denn der Steuerzahler kann auch nicht wünschen, dass die Trägerverein für seine eigenen Freunde unnötige, aber bestens bezahlte "Wasserkopf-Jobs" schafft und es nur so "schafft", dass trotz harter Arbeit keine Gewinne rauskommen.
Das können viele erst mal nicht nachvollziehen. Aber es gibt keine allgemeinen(!) Lehrermangel. Während an Grundschulen, Mittelschulen und Berufsschulen Lehrer fehlen, gibt es an Gymnasien ein Überangebot - vor allem in Sprachen.
Aber wenn man erst einmal einige Jahre arbeitslos war, dann wird man selbst dann nicht mehr eingestellt, wenn man eigentlich für einen Bereich studiert hat, in dem heute(!) wieder Lehrer fehlen.
Aber der potenzielle Arbeitgeber traut den Lehrern nicht mehr zu, nach 20 Jahren als Taxifahrer oder Gastronomie-Helfer nun wieder als Mathelehrer arbeiten zu können.
Conan Edogawa | Mon Mar 19 19:59:03 CET 2018 - Mon Mar 19 19:59:03 CET 2018
Das ist durchaus wahr, aber man muss auch andere Faktoren hinzuziehen. Zudem ist klar, dass ein Mindestlohn nach den ersten Arbeitsmarkt nicht fair wäre. Daher die Untergrenze bei 5 Euro.
[quote beitrag=564395]Und wieso kommt man als Behinderter dazu, den Mindestlohn zu verlangen , wenn man doch zugibt, weniger Leistung als andere zu erbringen?!?![/quote]
Das wäre so ein Faktor, die Arbeit in den Werkstätten hat durchaus eine gewisse Komplexität. Won weniger Leistung kann hier nicht die Rede sein, zumindest nicht in dem Sinne, wie Sie es verstehen. Es ist durchaus Arbeit dabei, die halt nicht jeder kann (Motorik, Logik, etc.). Es werden sogar Waren kontruiert und zusammen gebaut. Es gibt sogar (nachweislich) WfbM, die sich auf IT-Services spezialieren. Ganz so einfach ist dieses Thema halt nicht abzuhandeln.
Ich bin ursprünglich gelernte Gymnasiallehrerin, konnte meinen Beruf aber mangels verfügbarer Arbeitsplätze die meiste Zeit nicht ausüben. Ich erdreiste mich mal zu sagen, dass ich nicht unterdurchschnittlich intelligent bin (Im Abitur hatte ich Note 1,7.)
Ich suche seit zehn Jahren vergeblich Arbeit, obwohl ich bereit bin jeden Job anzunehmen. Trotzdem finde ich keine Arbeit, (vermutlich) weil auch ich (wegen eines angeborenen Rückenleidens) die meisten Arbeiten nur etwas langsamer machen kann als andere.
Insofern bin ich beruflich in der gleichen Lage wie mancher Behinderter:
Keiner interessiert sich dafür, was ich kann (weder in meinem erlernten Beruf noch bei meinen Bewerbungen in Helfer-Jobs ) .Ich werde auch nur daran gemessen, dass es auch Leute gibt, die 20 % schneller sind als ich.
Und warum sollte es nun Behinderten besser gehen?!?!?
Wenn man rein marktwirtschaftlich nur auf die Leistung der Behinderten schaut, dann ist das Bezahlen des Mindestlohns nicht angebracht, weil die Betroffenen den Mindestlohn auf dem freien Markt auch nicht bekommen würden.
Fakt ist: Gerade einmal 2% schaffen den Absprung vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt.
Diese Frau stellt eine rühmliche Ausnahme dar.
Hier kann der Mindestlohn ein Türöffner sein, einen "arbeitnehmenden Rehabilitanten" zu schaffen, einen Arbeitnehmer, der die Rechte eines EU-Arbeitnehmers hat, aber auch den Schutz eines Rehabilitanten. Ausserdem bedeutet Behinderung ja auch ein Armutsrisiko, das sollte man auch nicht vergessen, dem kann man so auch entgegenwirken.
Wer redet denn hier von Konkurrenzfähigkeit? Die ist nicht gegeben, aber es geht hier weder darum, den Menschen die nötige Würde zu geben, selbst wenn diese in einer WfbM arbeiten.
Forttik | Mon Mar 19 11:26:31 CET 2018 - Mon Mar 19 11:26:31 CET 2018
Bitte lesen Sie sich meinen Text nochmal genau durch.
Ich verlange keinen Mindestlohn für die behinderten Menschen.
Sondern, dass das der Werkstatt zufliessende Geld auch teilweise denjenigen zukommt, denen es zusteht und die eine Wirtschafstleistung dafür erarbeiten. Wir alle zahlen dafür über Steuern usw. Da kann man das schon verlangen. Wir zahlen nicht für eine Entreicherung der gewollten Empfänger und nicht für die Bereicherung der Maßnahmenträger.
Leider stehen hier die Kirchen nicht dafür ein - weder heute noch früher.
Und gerade weil die Aufsicht etwas kostet gibt es daüfr ja die Zuschüsse von DRV und Co.
Warum Sie beim allgemeinen Lehrermangel in Deutschland keine Beschäftigung finden, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Ursula1955 | Mon Mar 19 00:54:55 CET 2018 - Mon Mar 19 00:54:55 CET 2018
Aber sie vergessen dabei, dass in den jeweiligen Firmen auch anleitende Personen tätig sind. Und wenn im konkreten Fall ein Sozialpädagoge die Arbeit von zehn Mitarbeitern "coached", dann kostet diese Person für den Träger der jeweiligen Beschäftigungsmaßnahme schon mal 5000 Euro.
Und das müssen Leute, die in dieser Weise "betreut" arbeiten, dann erst mal finanzieren, bevor der Rest für Sie bleibt.
Und wieso kommt man als Behinderter dazu, den Mindestlohn zu verlangen , wenn man doch zugibt, weniger Leistung als andere zu erbringen?!?!
Ich bin ursprünglich gelernte Gymnasiallehrerin, konnte meinen Beruf aber mangels verfügbarer Arbeitsplätze die meiste Zeit nicht ausüben. Ich erdreiste mich mal zu sagen, dass ich nicht unterdurchschnittlich intelligent bin (Im Abitur hatte ich Note 1,7.)
Ich suche seit zehn Jahren vergeblich Arbeit, obwohl ich bereit bin jeden Job anzunehmen. Trotzdem finde ich keine Arbeit, (vermutlich) weil auch ich (wegen eines angeborenen Rückenleidens) die meisten Arbeiten nur etwas langsamer machen kann als andere.
Insofern bin ich beruflich in der gleichen Lage wie mancher Behinderter:
Keiner interessiert sich dafür, was ich kann (weder in meinem erlernten Beruf noch bei meinen Bewerbungen in Helfer-Jobs ) .Ich werde auch nur daran gemessen, dass es auch Leute gibt, die 20 % schneller sind als ich.
Und warum sollte es nun Behinderten besser gehen?!?!?
Wenn man rein marktwirtschaftlich nur auf die Leistung der Behinderten schaut, dann ist das Bezahlen des Mindestlohns nicht angebracht, weil die Betroffenen den Mindestlohn auf dem freien Markt auch nicht bekommen würden.
Und wer als Behinderter glaubt, den Mindestlohn tatsächlich erarbeiten zu können, der sollte auch versuchen, aus diesem "betreuten Arbeiten " herauszukommen. Und man sollte den Menschen, die das versuchen, auch helfen.
Und das tut man auch. Erst vor einigen Tagen las ich in meiner Tageszeitung einen Bericht über eine geistig behinderte junge Frau, die (nach einigen Praktika) einen Job in der Gastronomie hat, der ihr pro Stunde sogar zwei Euro mehr als den Mindestlohn einbringt.
Das gönne ich der jungen Frau von Herzen!
Gleichzeitig sehe ich nicht ein, warum Behinderte einen Job für MIndestlohn quasi garantiert bekommen sollen, während andere (selbst leistungsstärkere) Menschen ja auch keinen Job für Mindestlohn garantiert kriegen -und häufig auch keinen finden!
In der Gruppe der Älteren würde die Realisierung der Petition bedeuten:
Für einen 55jährigen ohne Ausbildung beträgt die Chance, auf dem freien Markt einen Job für Mindestlohn zu finden, höchstens 10 %.
Für Behinderte dieses Altersgruppe beträgt die Chance auf Arbeit 100 %. Denn egal, welche Leistung sie bringen, sie werden mitgeschleppt.
Und dann fordert man auch noch Mindestlohn?!?!?
Wer meint, dass Behinderte besser behandelt werden sollten als heute (Da bin ich durchaus dafür!), muss entsprechende Änderungen im Sozialhilfe-Gesetz fordern. Dafür bekommt er/sie ggf. auch meine Stimme.
Aber dann regelt das gefälligst nicht, indem ihr - wider besserers Wissen! - behauptet, die nicht konkurrenzfähigen Leistungen von Behinderten-Einrichtungen seien auf dem Markt konkurrenzfähig.