Text der Petition
Mit der Petition wird gefordert, ein Museum des Deutschen Herbstes, idealerweise auf dem Gebiet des ehemaligen Flughafens Tempelhof in Berlin zu errichten. Zentrales Exponat sollte das Flugzeug "Landshut" sein, das hierfür zu restaurieren ist.
Begründung
Die linksextremistische und terroristische Vereinigung Rote Armee Fraktion war insgesamt für 33 Morde und für zahlreiche Geiselnahmen, Banküberfälle und Attentate mit unzähligen Verletzten verantwortlich. Ihre Aktivitäten sollten der jungen Bundesrepublik Deutschland erheblichen Schaden zufügen und sie in ihrem Bestehen in Frage stellen. Die Zeit zwischen September und Oktober 1977, in der die Terroristen der RAF die meisten Anschläge verübten, wird heute als der "Deutsche Herbst" bezeichnet. Diese Zeit gilt als eine der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und darf nicht vergessen werden.
Das Passagierflugzeug "Landshut" wurde am 13. Oktober 1977 von palästinensischen Terroristen der PFLP-SC mit Unterstützung der RAF entführt. Sie nahmen dabei die 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder als Geiseln und ermordeten den Flugkapitän. Mit dieser Tat drängten die Terroristen auf die Befreiung inhaftierte Mitglieder der RAF. Stattdessen stürmte die Spezialeinheit GSG 9 das Flugzeug und befreite die Geiseln.
Die Geschichte der Landshut hat nach Ansicht der Petenten die weitere Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und das Fortbestehen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stark geprägt.
Die "Landshut" wurde nach der Befreiung von verschiedenen Fluggesellschaften weiter eingesetzt und 2008 in Brasilien ausgemustert. Auf Initiative des damaligen Außenministers Sigmar Gabriel erwarb die Bundesrepublik Deutschland das historisch bedeutsame Flugzeug 2017 für 20.000 Euro und überführte es nach Friedrichshafen. Seither ist die weitere Verwendung des Flugzeugs leider ungeklärt. Nun gibt es Bestrebungen die Maschine im "Luftwaffenmuseum" auf dem Gelände des Militärhistorischen Museums, dem Flugplatz Gatow auszustellen. Aus Sicht der Petenten gehört die historische, zivile Boeing 737 nicht in ein Museum des militärischen Luftkampfs, da die Geschehnisse keinen Bezug zur Bundeswehr aufweisen.
Stattdessen soll ein Museum des Deutschen Herbstes möglichst in der Bundeshauptstadt errichtet werden, dessen Kernausstellungsstück die Lufthansa-Maschine Landshut werden soll. Denkbar wäre es, den Standort Flughafen Tempelhof in einer Kooperation mit dem Haus der Geschichte Bonn, als Außenstelle zu wählen, wo die Landshut als Kernstück der Dauerausstellung über den Deutschen Herbst ausgestellt würde.
Der Standort Flughafen Tempelhof bietet sich deshalb an, da dort die Maschine museumsgerecht auf dem überdachten Vorfeld ausgestellt werden könnte. Der Flughafen Tempelhof ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, U- und S-Bahn erreichbar.
Die Anregung zu der Petition kam von einer ehemaligen Stewardess der „Landshut“.
Es war reiner Zufall, dass die „Landshut“ in die Angelegenheit mit einbezogen war; Es hätte auch jedes andere Flugzeug, namentlich und typmäßig sein können.
Inwieweit gerade DASS Flugzeug nach immerhin 43 Jahre im Zusammenhang mit einer „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ in Verbindung zu bringen ist, ist mir nicht ganz klar. Die damaligen Geschehnisse sollten keineswegs negiert oder abgewertet werden, dafür aber ein Flugzeug, welches vorher noch zu restaurieren wäre, museal zu behandeln und auszustellen und hierfür noch in erhebliche Baumaßnahmen zu investieren, halte ich für etwas überzogen, abgesehen von den zu erwartenden laufenden Kosten.
Auch wenn Nutzer3702747 darstellt, dass ein Museum Einnahmen kreiert, ist es offenbar ein Naturgesetz, dass Baukosten bei Kulturprojekten der öffentl. Hand steigen, am liebsten explosiv und keineswegs eine Deckung durch Eintrittsgelder eintreten wird.
Fischbrötchen1 | 12.11.2020 - 08:31
seltsam, das diese so viel Geschichte hat wie die entfürhung vom 6. September 1970
Nutzer4593917 | 10.11.2020 - 21:06
Die 707 ist eine alte Linienmaschine ohne Geschichte.
Nutzer4594047 | 10.11.2020 - 14:49
Ich empfehle Ihnen einmal eines der Bücher über diese Entführung zu lesen, oder einfacher einen der Filme anzusehen. Es wäre sehr wichtig dieses Flugzeug quasi als anzufassendes Zeugnis zu haben.
Nutzer3294430 | 10.11.2020 - 11:52
Zu: Nutzer109406 (10.11., 07:17 Uhr)
Diese Frage von Ihnen ist enttäuschend, da Sie doch ansonsten hier der Geschichtsfreak sind. Also, auch für Sie zur Erinnerung: in Berlin ging's los, dort wurde am 02.06.1967 vor der Oper die Saat für den Deutschen Herbst gelegt, Besuch des Schah, die prügelnden "Jubelperser", ein Schuss aus der Dienstpistole eines Stasi-IM, ein toter Student im roten Hemd. Ulrike Meinhoff hatte damals bemerkenswerte Kolumnenbeiträge in der "Konkret". Und Berlin ist als "Frontstadt" des Ost-West-Konflikts prädestiniert für das hier intendierte Museum, denn ohne Stasi-Unterstützung, ohne den Versuch einer Globalisierung (Nahost-Konflikt, Vietnam-Konflikt, latenter bis offener Antisemitismus der linksextremen Szene) sind die RAF und somit der Deutsche Herbst nicht denkbar. Der Deutsche Herbst ist kein alleiniges Phänomen Westdeutschlands und tatsächlich endete die Karriere der RAF in Ostdeutschland, mit dem Mord an Detlef Rohwedder (als 1. Treuhandchef) und der Schießerei am Bahnhof in Bad Kleinen.
Nutzer4593917 | 10.11.2020 - 11:02
Das Flugzeug Landshut gehört bereits der Bundesregierung. Es liegt auseinandergenommen im Friedrichshafener Dornier-Museum.
Es steht im Koalitionsvertrag, dass es zusammengesetzt und auf einem Flughafen ausgestellt werden muss.
Die Landshut hat es geschafft trotz Steinen und Sand im Getriebe ihre Passagiere sicher in Mogadischu zu landen. Geschichte zum Anfassen. Und zum Betreten als Teil einer Ausstellung, die den Opfern des RAF Terrors gedenkt. Auch und besonders der kleinen Leute. Polizisten. Fahrer. Unbeteiligten Fußgängern.
Irgendeine 737?
Was hat mehr Seele, das Auto indem man Kennedy erschoß, oder ein baugleiches Gefährt?
Fischbrötchen1 | 10.11.2020 - 07:58
nein muss nicht, die B 707 steht ja auch schon da rum und verrottet.
StefanJ-- | 10.11.2020 - 07:17
Die Landshut ist eigentlich bereits vergeben. Die sollte eigentlich dann mal in Friedrichshafen im Dornier-Museum stehen.
Außerdem, wenn man eine alte B737 als Ausstellungstück haben will, die gibts wie Sand am Meer. Ein bisschen Lack, und keinem fällt der Unterschied auf.
Außerdem, in Tempelhof steht so viel leer, da brauchts keine B737. Da ist mehr als genug Platz. Zudem das Gebäude in Tempelhof ja irgendwie erhalten werden muss (Denkmalschutz). Andererseits, die Berliner wollten T-Hof ja nicht mehr haben. Wieso sollte da dann der Rest der Republik dafür bezahlen müssen?
Und welche Relevanz hat Berlin für den deutschen Herbst? Außer vielleicht als ideologisches Anzuchtbeet?
Heinz 548 | 10.11.2020 - 02:48
Werter Nutzer 3294430
Wenn das Flugzeug 40 Jahre auf eine Entscheidung über weitere Verwendung oder gar auf eine museale Exponierung wartet, kann das politische noch das gesellschaftliche Interesse hieran nicht sonderlich ausgeprägt sein. Daran ändert auch nichts, dass S. Gabriel (SPD) das Flugzeug seinerzeit nach Deutschland verbringen lies.
Ihr Otext:“ Die Initiative und das Bestreben dieser Menschen, zusammengefasst in dieser Petition, darf ruhig gewürdigt werden.“
AW: Wenn die Würdigung dieser Menschen alleine an einem materiellen Bezug -sprich Ausstellung eines Flugzeuges- festgemacht werden soll, kann es mit einer Würdigung nicht weit her sein.
Ihr Otext: „Hier hat sich eine deutsche Regierung nicht von Terroristen erpressen lassen, hier hat sich die deutsche Demokratie wehrhaft gezeigt, mit rechtsstaatlichen Mitteln.“
AW: Das ist gut so und eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Sinne einer dem Staat obliegenden Räson als Vorrang der Staatsinteressen vor allen anderen Interessen. Warum für die Darstellung einer Selbstverständlichkeit ein Flugzeug in einem Museum stehen muss, ist mir immer noch unklar.
Ihr Otext: „Die Kosten sind zunächst einmal zweitrangig. Vielleicht kann dieses Projekt ja genauso laufen, wie das neue Humbold Forum im Standzentrum?“
AW 1: Das sagen diejenigen, die die Kosten nicht tragen (wollen) und somit die Kosten der eigenen und höchst individuellen Ansicht über die Angelegenheit sozialisieren wollen.
AW 2: Wenn das Projekt „genauso laufen soll, wie das „neue Humbold Forum im Standzentrum“, warum wird dieser Vorschlag vom Petenten denn nicht hier unterbreitet? Sicherlich kann es nicht Aufgabe dieses Forums sein, Finanzierungsmodelle zu unterbreiten.
Ihr Otext: „Inwieweit tatsächlich erhebliche Baumaßnahmen investiert werden müssen, kann diskutiert werden,(...)
AW: Keinesfalls kann das „hier“ diskutiert werden, sondern Planung und Kostenermittlung wäre direkter Bestandteil zur Durchführung dieser Petitionsforderung und wäre insbes. Bestandteil einer Grundlagenermittlung nach VDI 4700.
Otext: „Kosten und Einnahmen sind zunächst einmal ungelegte Eier. Wichtig ist, dass der Vorschlag diskutiert wird und über eine Machbarkeitsstudie entschieden wird.“
AW: Kosten sind grundsätzlich keine ungelegten Eier, sondern wesentlicher Bestandteil eines jeden Vorhabens. Das Petitionsforum ist auch nicht der Platz um irgendetwas zu diskutieren da zur sicherlich gewünschten Zustimmung der Petition maßgebliche Informationen wie z. B. wirtschaftliche Machbarkeit, technische Machbarkeit, baurechtliche Machbarkeit, zeitliche Umsetzung, organisatorische Umsetzung komplett fehlen. Zumal auch nicht klar ist, wer hier im ordnungs- und baubehördlichen Sinne Genehmigung und Zustimmung zu erteilen hat, - Kommune, Land oder Bund?
Es sollte vorab geklärt werden, ob seitens der Betreibergesellschaft (Flughafen Berlin Brandenburg GmbH) resp. die Tochtergesellschaft BFG an einem solchen Projekt überhaupt wirtschaftliches und/oder politisches Interesse besteht. Sicherlich kann es nicht sein, dass über den Weg Petition Deutscher Bundestag > Land Berlin > private Flughafenbetreibergesellschaft oder deren Rechtsnachfolger „Anweisung zur Umsetzung dieser Petition“ erhält.
Zudem: Zeitgleich besteht ein Antrag der Truderinger CSU, dass das Flugzeug wieder „nach Hause“, in den alten Flughafen München Riem und damit in die heutige Messestadt geholt werden soll. Die Landshut wurde einst am Flughafen Riem aus der Taufe gehoben. Auch hier besteht offenkundig ein Interesse an der Landhut.
Sicherlich macht es Sinn, sich vor einer solchen Petition über den endgültigen Standort zu einigen.
Nutzer3294430 | 09.11.2020 - 20:42
Zu: "Heinz 548" (09.11., 20:00 Uhr)
Jau. Korrekt. Aber es ist ebenfalls reiner Zufall, dass DAS Flugzeug vier Jahrzehnte später immer noch existiert und einer Entscheidung über eine weitere Nutzung wartet. Für die Opfer und Zeitzeugen des Oktober 1977 ist DAS Flugzeug keinesfalls beliebig. Die Initiative und das Bestreben dieser Menschen, zusammengefasst in dieser Petition, darf ruhig gewürdigt werden.
Tja, dann büffeln Sie nach im Thema jüngste deutsche Geschichte. Hier hat sich eine deutsche Regierung nicht von Terroristen erpressen lassen, hier hat sich die deutsche Demokratie wehrhaft gezeigt, mit rechtsstaatlichen Mitteln.
Schön. Ich halte den Vorschlag der Petenten für faszinierend, aus mehrfachen Gründen. Die Kosten sind zunächst einmal zweitrangig. Vielleicht kann dieses Projekt ja genauso laufen, wie das neue Humbold Forum im Standzentrum? Inwieweit tatsächlich erhebliche Baumaßnahmen investiert werden müssen, kann diskutiert werden, denn mit der Auflassung des Flughafens TXL werden ja auch weitere Gebäudebereiche mit ebenfalls historischer Konnotation für eine neue Nutzung frei.
Kosten und Einnahmen sind zunächst einmal ungelegte Eier. Wichtig ist, dass der Vorschlag diskutiert wird und über eine Machbarkeitsstudie entschieden wird. Eine deutsche Regierung hatte 1977 Mut gezeigt, warum nicht 2020/21 noch einmal? Vieles, was den "Deutschen Herbst" betrifft, Rechts- wie Linksterrorismus, Ost-West-Konflikt, ausgetragen in der Fronststadt, ist noch nicht aufgearbeitet oder dokumentiert. Das hier vorgeschlagene neue Museum kann dazu einen guten Beitrag leisten, als Lernort und als Forschungsort.