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Diskussion zur Petition 117689

Außenpolitik

Befassung des Deutschen Bundestages mit weltweiter Christenverfolgung vom 04.11.2020

Diskussionszweig: Klarstellung

Nutzer3662665 | 04.01.2021 - 07:35

Klarstellung

Anzahl der Antworten: 16

Ich sehe es als angebracht an, hier eine Klarstellung einiger wesentlicher Punkte zu tätigen, welche hier im Forum immer wieder auftreten.

1. Mehrfach wurde hier im Forum angeführt, dass das Problem der Christenverfolgung keine Sache des Bundestages sei, sondern Sache der Kirche. Art. 25 GG belehrt uns eines Besseren. Dort ist der Übergang der allgemeinen Regeln des Völkerrechts in das Bundesrecht geregelt und betrifft damit jeden Bundesbürger, also selbstverständlich auch die gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages.

2. Das führt mich gleich zum nächsten Punkt. Mir wurde hier nur allzu oft Doppelmoral und Heuchelei vorgeworfen. Diejenigen Herrschaften sollten ggf. nochmals meinen Petitionstext lesen. So ist dort von Christen als der "größten verfolgten Religionsgruppe" die Rede. Dies impliziert, dass selbstverständlich auch andere Gruppen verfolgt werden. Und da die Situation von Christen insbesondere im Nahen Osten zurzeit besonders dramatisch ist, habe ich diese Petition auf die Christenverfolgung bezogen.

3. Zum Thema Konsequenzen: im hiesigen Forum wurden oftmals lediglich Extreme genannt. So ging die Diskussion (offensichtlicherweise ironisch) von "Einmarsch der Bundeswehr in Myanmar" über "Schutzmacht der Christen" oder eben gar keinen Konsequenzen aus. Ich bedaure daher an dieser Stelle die teils unsachlichen Diskussionen, da hier oftmals die notwendige Ernsthaftigkeit fehlen sollte. So sollten sich die hier Diskutierenden durchaus über andere Maßnahmen der Sanktionierung bewusst sein, wie sie auch in der Vergangenheit z.B. von der EU im Falle der Vergiftung von Alexej Nawalny ausgesprochen werden. Ich würde mir daher bei diesem ernsten Thema die angemessene Ernsthaftigkeit wünschen.

4. Habe ich leider den Eindruck gewonnen, dass der Begriff der Christen hier auf besonders negative Emotionen stößt. So wurde mitunter die heutige Christenverfolgung relativiert, da ja auch die Kirche im Zuge von Kreuzzügen und "Christianisierung" Verbrechen begangen habe. Diese Haltung sagt ebenfalls bereits einiges über die Notwendigkeit dieser Petition aus.

5. Habe ich mehrfach die Antwort bekommen, dass es gar keine "weltweite Christenverfolgung" gäbe. Nun, das stimmt insofern man von einer weltweiten "Verschwörung" gegen Christen ausgeht, welche es so nicht gibt. Dies mag auch stimmen, wenn man unter dem Begriff "Weltweit" tatsächlich die Gesamtheit aller Staaten versteht. Das ist selbstverständlich hier nicht gemeint, sondern unter weltweit, im hier genannten Sinne, ist meine Interpretation einer Verfolgung durch eine Vielzahl von Staaten weltweit, nämlich nach übereinstimmenden Berichten von über 60 Staaten. Wer diese Form der Verfolgung relativieren möchte, sollte sich einmal mit dem Werk Jonathan Fox' zur Verfolgung religiöser Minderheiten beschäftigen oder über den Tellerrand der deutschen Politik hinwegsehen, denn z.B. Großbrittanien und die Vereinigten Staaten sind in diesem Punkt bereits deutlich weiter. So sterben pro Jahr ca. 100.000 Christen aufgrund von Verfolgung, gemäß Schätzung des Center for the Study of Global Christianity. Derweil diskutieren wir hier, ob es eine solche Verfolgung überhaupt gibt. Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache.

6. Mir wurde hier vielfach unterstellt, dass meine Petition bereits erfüllt sei. Als Petent darf ich mir schon noch selbst das Recht einräumen, zu entscheiden, wann meine Petition als erfüllt gilt. So habe ich in meiner Petition ausdrücklich von "Handlungen" und "Konsequenzen" gesprochen. Ein bloßes Vorlegen des Religionsfreiheitsberichtes und eine Debatte im Bundestag sind definitiv nicht das, was ich als Handlung und Konsequenz verstehe. Genauso wenig, wie oben bereits erwähnt eine militärische Intervention.

7. Was mich wirklich sehr stört, ist das mir häufiger AFD-nahe Positionen unterstellt oder eine Favorisierung dergleichen unterstellt werden. Das soll letztendlich nur dazu führen, diese Petition zu diskreditieren, weil sie zufällig dasselbe Thema behandelt, wie die AFD. Es ist weit gekommen, wenn die bloße Überschneidung eines Themas, mit einer Partei zu einer Aburteilung desgleichen führt. Die viel gepriesene Toleranz sollte auch jenen entgegengebracht werden, welche andere Meinungen vertreten.

8. Über die Verfassungsmäßigkeit einiger Kommentare kann man hier ebenfalls streiten. Ich finde es schockierend, dass in einem solchen Forum offen gefordert wird, den Glauben und die Religion im öffentlichen Raum zu verbieten. Bei solchen Forderungen befinden wir uns auf Höhe mit Forderungen und Aktionen des Regimes in Peking. Ich finde das höchst bedenklich. Auch dies bestätigt einmal mehr die Dringlichkeit dieser Petition.
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