Text der Petition
Wir fordern: endlich bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte
1. Mehr Zeit für Patient:innen. Verlässliche Arbeitszeiten. Entlastung von Bürokratie. Personalschlüssel nach echtem Bedarf. Sofortiges Handeln bei Unterbesetzung
2. Aufwertung des Berufsbildes: höhere Gehälter, Zulagen und Entlohnung von Weiterqualifizierung. Mehr Entscheidungsmöglichkeiten an Patient:innen. Bessere Karrierechancen
3. Konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform
Begründung
Wir alle brauchen Pflege in Würde. Im Krankenhaus nach einem Herzinfarkt oder Unfall. Im Heim oder zu Hause, wenn unsere Liebsten oder wir selbst hinfällig werden. Dafür brauchen wir gut ausgebildete Pflegekräfte, die Zeit haben. Die uns zuhören, beobachten, Fragen stellen. Die da sind, wenn wir uns einsam fühlen oder Angst haben. Die unsere Grundbedürfnisse im Blick haben: Schlafen, Durst, Zuwendung.
Pflegekräfte sind nahe an uns dran und die ersten Fachleute, wenn es uns schlechter geht. Dann ist ihr diagnostisches Wissen entscheidend. Sie sind das zentrale Bindeglied zu den anderen Berufsgruppen. Oft erkennen sie früher als Ärzt:innen, wie Medikamente anschlagen, wann wir Physiotherapie brauchen oder nach Hause können. Sie können mehr, als sie leisten dürfen.
Trotzdem gilt: Je billiger die Pflege, desto höher der Gewinn.
In den Krankenhäusern müssen Pflegende immer mehr Patient:innen in immer kürzerer Zeit durchschleusen. Schuld sind der hohe ökonomische Druck und das Abrechnungssystem nach „Fallpauschalen“. Mehr „Fälle“ bedeuten mehr Geld. Hauptsache, die Stationen sind voll – egal, ob gute Pflege möglich ist.
In den Heimen fehlen 120.000 Altenpflegekräfte. Die Not hat mancherorts schlimme Folgen: Menschen liegen in ihren Exkrementen, werden mit Medikamenten und Gurten ihrer Freiheit beraubt. Tief im Herzen haben wir Angst, in solchen Heimen zu landen.
Für uns ist der Pflegenotstand gefährlich: Pflegekräfte im Stress verwechseln Medikamente und pflegebedürftige Menschen. Es kommt zu vermeidbaren Komplikationen wie Druckgeschwüren und Infektionen durch Hygienefehler. Krankheiten verlaufen schwerer, es passieren mehr Todesfälle.
In der Coronakrise müssen wir erkennen, wie wichtig der Pflegeberuf für uns ist. Und doch ist für Pflegekräfte der Ausnahmezustand weiterhin Normalität – seit zwei Jahrzehnten. Die Politik findet keine wirksamen Gegenmaßnahmen. Warum? Weil man versucht, ein Gesundheitssystem zu reparieren, dessen Schwächen längst bekannt sind. Die Flickschusterei muss beendet werden. Dem Klatschen vom Balkon müssen jetzt Taten folgen.
Bessere Pflege ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe finanzierbar. Fachkundig gepflegte Patient:innen und Bewohner:innen erleiden weniger Komplikationen, werden schneller gesund, kosten weniger Geld. Milliarden Euro für unnötige Übertherapien könnten gespart werden. Pflegekräfte hätten dann weniger „Fälle“ zu betreuen, sie würden sofort entlastet. Gewinne dürfen nicht an Dritte, zum Beispiel Aktionäre, abfließen. Sie gehören ins solidarisch finanzierte Gesundheitssystem reinvestiert.
Wir brauchen jetzt eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems. Nur so werden Pflegeberufe wieder attraktiv. Nur dann werden sich junge Menschen dafür interessieren - und auch die, die aus dem Beruf geflohen sind, zurückkehren.
Unser Umgang mit dem Thema Pflege entscheidet darüber, wie menschlich unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert bleibt. Es geht um unsere Eltern, Großeltern, Kinder, um unsere Zukunft.
Nur leider passiert seit Jahren nicht wirklich Positives. Richtig ist sicherlich, PFLEGE verschläft seit Jahrzehnten, sich entsprechend zu organisieren und sich damit publik zu machen. Vorhandenen Organen fällt nichts dazu ein, wie PFLEGE tatsächlich attraktiver werden könnte, stattdessen kommt es immer wieder zu gebetsmühlenartigen Vorträgen über Pflegekammern und generalisierter Ausbildungszweige. Sicher kann man auch darüber diskutieren, nur leider interessiert sich die Basis weniger dafür.
Ein Großteil der PFLEGENDEN wünscht sich Verlässlichkeit im Dienst und auch in der Freizeitplanung, ausreichende Besetzungen und Zeit für die oft anspruchsvollen Patienten. Die Personaluntergrenzen sind hierzu ein erster und richtiger Schritt.
Auch das reicht bei weitem nicht aus! Es gehört eine große Portion Verlässlichkeit und Glaubhaftigkeit in alle Einrichtungen und Kliniken. Deshalb gibt es ja auch die Zurückhaltung bei den Pflegekammern und die liegt gewiss nicht in 5€ monatlichen Pflicht Eintrag begründet. Vielleicht sollte man hier einmal genauer nachfragen.
Zum Verdienst, ein Gehaltseinstieg von 4000€/brutto wurde bereits mehrfach ins Spiel gebracht und ist auch gerechtfertigt.
In den nächsten Jahren werden immer mehr PFLEGEKRÄFTE benötigt, die es leider nicht gibt. Die fast schon romantischen Versuche PFLEGEPERSONAL im Ausland anzuwerben taugen überhaupt nicht dazu, Personalmangel zu beheben.
Attraktiv wäre es, einen Anreiz in der Berentung zu schaffen, bspw. durch reduzierte Lebensarbeitsleistungen und kluge und durchdachte Angebote für Altersteilzeit.
Ammenmärchen und Geschichten erzählen hilft bei weitem nicht mehr, der richtige Pflegenotstand kommt nämlich erst noch.........
Wie sagte ein ehemaliger Bundesgesundheitsminister doch so untreffend?
"2 gesunde Hände und das Herz am rechten Fleck, dann klappt es auch mit der Pflege" Prost Mahlzeit