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Diskussion zur Petition 122600

Krankheitsbekämpfung

Angemessene Versorgung von ME/CFS-Erkrankten (Ergänzung von § 116b SGB V) vom 09.04.2021

Diskussionszweig: Befürwortung eines parlamentarischen Beauftragten oder einer interfraktionellen Arbeitsgruppe

Nutzer2445151 | 09.11.2021 - 14:51

Befürwortung eines parlamentarischen Beauftragten oder einer interfraktionellen Arbeitsgruppe

Anzahl der Antworten: 1

Ich halte die Ernennung eines parlamentarischen Beauftragten oder einer interfraktionellen Arbeitsgruppe, wie in der Petition gefordert, für dringend notwendig.

Die Thematik ist komplex und erfordert die enge Einbindung betroffener Patienten. ME/CFS Patienten haben, wie auch andere Patienten mit untererforschten Krankheitsbildern, epistemische Ungerechtigkeit erfahren. Entscheidungen, auch des Gesetzgebers und aus Gesetzen resultierender Praxis, werden vielerorts anhand falscher Annahmen über das Krankheitsbild getroffen - Annahmen, die nicht selten auf dem Fehlschluss "Argumentum ad ignorantiam" (lateinisch für „Argument, das an das Nichtwissen appelliert“) beruhen - eine direkte Folge der Untererforschung und mangelnden Aufklärung über das Krankheitsbild.

Um sicherzustellen, dass sich diese epistemische Ungerechtigkeit nicht wiederholt, ist eine enge Zusammenarbeit mit Betroffenen notwendig.

Eine angemessene Versorgung von ME/CFS Patienten berührt mehrere Punkte, die die Aufmerksamkeit des Gesetzgebers erfordern:

Einerseits, wie im anderen Diskussionszweig dargelegt, medizinische Gutachtenverfahren und den Zugang zu Erwerbsminderungsrente.

Andererseits werden die Zugangskriterien zu Leistungen der Pflegeversicherung Patienten mit ME/CFS nicht gerecht, da Symptome oft wechselhaft auftreten und z.B. Einkaufen, Nahrungszubereitung oder Haushaltstätigkeiten oft mit einer markanten Verschlechterung des Gesundheitszustands einhergehen und somit oft nicht zuverlässig oder dauerhaft leistbar sind. Diese Tätigkeiten werden jedoch im Pflegegutachten nicht erfasst.

Zudem sind Betroffene oft so schwer krank, dass ambulante medizinische Versorgung für sie nicht zugänglich ist. Hier stellt sich die Frage nach häuslicher medizinischer Versorgung, von der Diagnosestellung bis hin zur Behandlung und Versorgung schwerstkranker Patienten, die ans Bett gebunden sind und weder Licht noch Geräusche oder Berührung vertragen.

Und nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Versorgung junger körperlich schwerkranker Patienten, die nicht mehr in der eigenen Wohnung leben können und wollen ("und", nicht "oder"). Ein Altenpflegeheim stellt für diese Personengruppe keine angemessene Versorgung dar.
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Nutzer2175808 | 09.11.2021 - 17:35

Schließe mich diesem Post und der Forderung der Petition nach einer interfraktionellen Arbeitsgruppe vollumfänglich an.

Es geht um Jahrzehnte, die aufgeholt werden müssen. Das Ausmaß der Versorgungskrise kann in der Petition und hier im Diskussionsforum nur gestreift werden. Oder um es mit den Worten der Petent:innen zu sagen: "Uns ist bewusst, dass ein so komplexes Problem wie ME/CFS nicht durch Einzelmaßnahmen gelöst werden kann. Deswegen ist es uns auch ein besonderes Anliegen, dass sich der Deutsche Bundestag langfristig unserer hoffnungslosen Situation annimmt und dieses Engagement institutionalisiert."

Daher halte auch ich die Ernennung einer Arbeitsgruppe für grundlegend wichtig.

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