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Diskussion zur Petition 123033

Organisation der Wirtschaft

Keine Ungleichbehandlung von Menschen ohne Smartphone vom 21.04.2021

Diskussionszweig: Droge Smartphone und ihre Junkies

Klaus Kinner | 15.05.2021 - 12:04 (Zuletzt geändert am 15.05.2021 - 12:18 von Klaus Kinner )

Droge Smartphone und ihre Junkies

Anzahl der Antworten: 0

Eine sehr wichtige Petition!

Die "Digitale Selbstbestimmung" jeder einzelner Person ist von enormer Wichtigkeit für eine geistig freie und moralisch gesunde Gesellschaft. Verstehen wird man diese Aussage erst, wenn man sich etwas tiefer mit der Materie beschäftigt, als mal bequem eine Pizza online zu bestellen und das dann ganz toll zu finden.

Emotionslos betrachtet sind Smartphones mobile Datenerfassungs- und Ausgabegeräte mit Anbindung an ein globales Netzwerk. Aus diesem Netzwerk werden Daten entnommen bzw. übermittelt. Der reale Einfluss des Nutzers auf diese Vorgänge endet an dem Punkt, an dem die Personifizierung erfolgt - mit dem einlegen und aktivieren der SIM-Karte. Alles Weitere regeln Algorithmen in den Computerprogrammen, welche jedoch nicht der Nutzer geschrieben hat bzw. diese in der Regel auch nicht kennt und noch weniger versteht.

Das deaktivieren von Optionen, z.B. Mikrofon, Kamera, Ortungssystem etc. suggeriert dem Nutzer nur augenscheinlich Kontrolle über seine Privatsphäre. "Einem Menschen kann man nicht in den Kopf schauen" heißt es in einem alten Sprichwort. Ich kann zwar die freundlichen Worte meines Gesprächspartners hören, aber nicht erkennen, ob er auch so denkt und handelt. Bei einem digitalen Endgerät ist das noch weniger der Fall. Offline-gehen verschafft bestenfalls eine temporäre Sicherheit. Die Daten werden weiter gesammelt und beim nächsten online-Kontakt übermittelt. Selbst das Ausschalten des Gerätes bedeutet nicht, dass gewisse Funktionen nicht mehr aktiv sind. Daten können akquiriert und beim nächsten Einschalten übermittelt werden.

Im Gegensatz zum früheren Fernsehen oder zum klassischen Rundfunk erfolgt über das Internet eine bidirektionale Datenübermittlung. Der Nutzer am Endgerät hat den wenigsten Einfluss über Inhalt, Menge und Nutzung bzw. Missbrauch dieser Informationen.
Abgesehen von eher harmlosen Ergebnissen dieser Machenschaften wie personalisierte Werbung sind Persönlichkeitsprofile, die unbemerkt und für den Nutzer und selbst nicht zugänglich erstellt werden. Je nach Verwendung dieser Profile, können für den Einzelnen gravierende Nachteile im Leben entstehen. Das kann die Jobsuche betreffen, die Einstufung der Kreditwürdigkeit, die Auffindbarkeit in Suchmaschinen etc.

Die Verharmlosung all dieser Vorgänge fängt schon bei einer scheinbar banalen Sache an. Für "Computerprogramm" wurde die Bezeichnung "App" von den Anbietern etabliert. Das hört sich unbedrohlich an und kann übrigens schon ein Baby mit den ersten Lauten wiedergeben. Die Masse hat es geschluckt.

Hier würde ein weiteres wichtiges Thema beginnen – Die manipulierende Wirkung der MMIs (in diesem Fall "Maschine-Mensch-Interface") auf den Einzelnen und der Gesellschaft. Aber das sprengt hier den Rahmen.

Überschrift passt nicht zum Text?
Bis jetzt nicht - das haben Sie richtig erkannt. Viele Reaktionen in dieser Diskussion erinnern mich an Raucher, denen man das Rauchen untersagen möchte oder an Junkies, denen man ihren Joint wegnehmen will. Ich verstehe den Einreicher der Petition nicht so. Diese Petition will meines Erachtens nach niemandem etwas wegnehmen - ganz im Gegenteil – sondern allen etwas geben: Die Digitale Selbstbestimmung. Und von diesem Recht profitieren auch diejenigen, die sich (im Moment) noch keine Sorgen darum Machen.

Klaus Kinner
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