Text der Petition
Mit der Petition wird gefordert, dass allen Deserteuren der russischen Streitkräfte ein Aufenthaltstitel nach § 22 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) ausgestellt wird. Hilfsweise nach einem anderen Paragraphen des Aufenthaltsgesetzes, falls dieser anwendbar erscheint. Die Angehörigen der russischen Streitkräfte in der Ukraine sollen hierüber aktiv informiert werden. Weiterhin sollen andere Mitgliedsstaaten der EU aufgefordert werden, ähnliche Aufnahmeprogramme anzubieten.
Begründung
Zwar haben sich NATO und EU dazu entschieden, nicht mit eigenen Truppen in die Abwehr der russischen Invasion der Ukraine einzugreifen, dennoch scheint sich die deutsche Politik einig zu sein, dass die Ukraine unterstützt werden muss.
Doch es braucht mehr als warme Worte, Helme, Panzerabwehrwaffen und Stinger-Raketen.
Um also die ohnehin schlechte Moral und die Kampfkraft der russischen Streitkräfte zu brechen, soll russischen Deserteuren ein Aufenthaltstitel nach Aufenthaltsgesetz erteilt werden. Gleichzeitig soll diesen Deserteuren eine dauerhafte Bleibeperspektive in Deutschland und der EU ermöglicht werden.
Weiterhin soll der deutsche Bundestag andere EU-Staaten auffordern, ähnliche Programme aufzusetzen bzw. ein gemeinsames europäisches Programm zu starten, um russische Deserteure auf EU-Länder zu verteilen. Für einen 19jährigen russischen Wehrpflichtigen dürfte ein Leben in Deutschland mit Bleibeperspektive deutlich attraktiver sein, als sein Leben in einem sinnlosen Krieg im Häuserkampf um Kiev aufs Spiel zu setzen.
Die Aufnahme von Deserteuren stellt ein vergleichsweise einfaches und günstiges Mittel dar, um die Ukraine aktiv in der Verteidigung gegen die russische Aggression zu unterstützen.
Kai Burghardt | 31.05.2022 - 11:05
Richtig. Wenn „politische Verfolgung“ als Asylberechtigungsgrund angegeben wurde, dann darf man dies nicht mutwillig oder rechtsmißbräuchlich herbeigeführt haben. Die Unterbindung des (wohlgemerkt nicht klar definierten) „Asylmißbrauchs“ war maßgeblicher Gegenstand bei der Abschaffung des Asylrechts (euphemistisch auch „Asylkompromiß“ genannt).
Flüchtling sein heißt nunmal zu flüchten. Flüchten bedeutet ungeplant eine Situation, einen Ort vor einer konkreten drohenden Gefahr zu verlassen. Wenn ich in fünf Minuten aus meinem Haus renne und dann die Hütte anzünde, dann ist das nicht Flüchten, sondern Brandstiftung.
Peter P aus B | 31.05.2022 - 07:30
Was genau passiert denn mit einem Russen, der irgendwie nach Deutschland einreist, und hier öffentlich den Krieg in der Ukraine als Krieg bezeichnet?
Wird er nach Russland abgeschoben, wo er wegen dieser Äußerung für 15 Jahre in den Knast wandert?
Kai Burghardt | 30.05.2022 - 09:27
Der Asylberechtigungsgrund muß bereits im Antrag dargelegt werden. Und der Gesetzgeber ist nicht doof und beschränkt bei Asylanten das Recht auf freie politische Betätigung, § 28 AsylG:
Peter P aus B | 30.05.2022 - 07:29
Aehm, nein.
Allerdings ist es für Russen sehr einfach, einen Anspruch auf Asyl zu erwerben.
Das einzige, was ein Russe - egal ob Deserteur oder nicht - dafür tun muss, ist:
- in das Land gelangen, in dem er Asylant werden möchte
- öffentlich (z.B. auf Youtube) den Krieg in der Ukraine als Krieg bezeichnen.
Dann entsteht eine Situation, in der er wegen seiner politischen Meinung in seinem Heimatland verfolgt wird.
Gleichzeitig greift nicht die Regelung der sicheren Drittstaaten, weil er diese zwar auf dem Weg in sein Wunschland möglicherweise durchquert hat, zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht politisch verfolgt war.
Kai Burghardt | 03.05.2022 - 21:00
Lothar Michael, Martin Morlok: Grundrechte (2. Auflage), Rn. 410 (S. 210)
Konkret mit bezug auf dem Einfall vom 24. Februar d. J. russischer Truppen heißt das: Asylrecht für Deserteure, also jemanden, der sich unerlaubt seiner Militärdienstpflicht entzieht, läuft ins Leere.
- Der hierzulande herrschenden politischen Meinung zufolge beginge Rußland Kriegsverbrechen. Mit dieser Ansicht sind diejenigen Soldaten, die bereits sich in der Ukraine befinden bzw. befunden haben, ausgeschlossen. So heißt es im Asylgesetz:
Also in einem Wort: „Ätsch!“- Diejenigen Soldaten, die sich noch in Rußland befinden, und wegen ihren politschen Überzeugungen, § 3 Ⅰ Nr. 1 AsylG, bei uns Asyl suchen wollten, hätten es ebenfalls schwer. Zwar könnte man jetzt vielleicht „Verfolgungshandlung“ bejahen
aber Absatz 3 stellt hier eine hohe Hürde:
Es ist auch „leider“ zu doof jetzt, daß man gerade nicht direkt von Rußland nach ’Schland einreisen kann. Mal abgesehen von den Besonderheiten im Flughafenverfahren, wer über ein anderes Land einreist, müsse darlegen, warum er nicht dort Schutz beantrage.Im Kapitel 33 des russischen Strafgesetzbuches, spezifisch Artikel 338, bestraft Desertation allgemein, also ohne Bezug zur Ukraine. Das BAMF wird letztlich jedem Deserteur aus Rußland vorhalten, daß er in Wahrheit für den Krieg sei, denn er habe sich freiwillig für die Armee gemeldet. [Wehrpflichtige sind im übrigen von Auslandseinsätzen generell ausgenommen, sodaß diese aktuell keine Ukrainespezifische Verfolgung zu befürchten hätten.]
Soviel also zum Asylrecht für politisch Verfolgte. Und bei dem in dieser Petition vorgeschlagenen § 22 AufenthG sage ich Nein:
Menschen sind keine Spielfiguren.
Nutzer2917297 | 03.05.2022 - 13:26
Das ist schlichtweg Unfug.
Deserteure sind "Fahnenflüchtige". Zu Zeiten der Wehrpficht in Deutschland wurden diese von den Feldjägern abgeholt, ggf. inhaftiert und einem Gerichtsverfahren zugeführt.
Fahnenflucht war/ist auch in Deutschland strafbewehrt.
Das als "politisch verfolgt" darzustellen, ist schon ziemlich weit hergeholt.
Karl ohne Lauterbach | 03.05.2022 - 12:54
Ist aber sehr realitätsfern. Wohin sollten russische Deserteure flüchten ? Nach Russland ? Da erwartet sie das Militärgericht. In die Ukraine ? Da werden sie direkt in das Asow-Regiment überstellt, um da im Kamikaze-Widerstand verheizt zu werden. Ins Ausland ? Das verhindern Selenskyjs ukrainische Grenzer, die jeden Wehrfähigen die Ausreise aus der Ukraine verweigern. Oder sich direkt durch die ukrainische Grenze durchballern ? Dann werden die russischen Deserteure von polnischen Grenzern irrtümlich als Angreifer erschossen. Und ich sag Ihnen noch etwas dazu: All das funktioniert nur deshalb, weil es noch kein Bedingungsloses Grundeinkommen gibt, mit dem erst basisdemokratisch und volkssouverän möglich wäre: "Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner geht hin". Der Beitrag wurde vom Moderator gekürzt, da er themenfremd war Bitte beachten Sie die Richtlinie.