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Diskussion zur Petition 150963

Bundesfreiwilligendienst

Steigerung der Attraktivität der Freiwilligendienste vom 15.05.2023

Diskussionszweig: Dagegen

Nutzer18343 | 06.07.2023 - 13:10 (Zuletzt geändert am 06.07.2023 - 13:34 von Nutzer18343 )

Dagegen

Anzahl der Antworten: 4

Sorry, Ich muss jetzt einfach ein Diskussionpunkt aufmachen der simple "Dagegen" heisst.

Ja ehrenamtliche und freiwillige Dienst sind gut und wichtig, aber wie es auch schon heißt es ist freiwillig und ehrenamtlich.

Der Staat hat eine Fürsorgepflicht und diese muss erfüllt werden.

Eine bezahlte Freiwilligkeit muss - ja darf es nicht geben. Dadurch zieht sich der Staat NOCH mehr aus der Verantwortung. Ja er arbeitet somit direkt sogar gegen sein eigenes Mindestlohngesetzgebung und unterstützt Schwarzarbeit.

Persönlich fand ich zum Beispiel "Die Tafel" eine katastrophaler Fehler.

Warum? Man versorgte Leute, die nicht genug Geld haben mit Lebensmitteln, dadurch wird natürlich weniger Lebensmitteln gekauft, etc...
Mit anderen Worten der Bäcker, der sein Brötchen nicht verkaufen kann an einen Sozialhilfeempfänger, verschenkt es nachher über die Tafel an den Sozialhilfeempfänger, den ansonsten müsste er noch Geld bezahlen um seine Ware ordnungsgerecht zu vernichten.

Somit wird der Wirtschaftskreislauf gestört. Schlussendlich muss der Bäcker seinen Gesellen gehen lassen, weil er diesen nicht bezahlen kann. Macht das Sinn?

Wir machen uns somit kaputt.

Wenn Ehrenamt and freiwillige Dienste bezahlen werden schaffen wir einen Niedriglohnsektor. Wir brauchen keine Putzfrau, denn der FSJ  kann das ja machen?!

Es ist wahrlich gut ein FSJ zu machen, da man seinen Horizont erweitert, aber es ist jedem seine eigene Entscheidung und es darf nicht lukrativ sein.

Wenn man denkt es tut der Gesellschaft gut sozialer zu werden müsste man ein Angebot wie ein FSJ verpflichtend werden, denn in den meisten Fällen sind die Leute die einen solchen Dienst tätigen sozial... wichtiger wäre es das die Leute die pure Egoisten sind und die sowas NIE machen würden, sowas erleben müssten.

Wenn man sagt das man sich es nicht leisten kann diesen Dienst zu tätigen muss man sich fragen warum man diesen Dienst überhaupt macht. Macht man es weil man Selbstlos ist oder weil man einen Bezahlung will. Entlohnung ist Arbeit.. will man eine Entlohnung haben als Anerkennung, wird man seine Anerkennung verlieren, denn man tätigt dies dann als Beschäftigung.

Ehrenamtliche Feuerwehr zum Beispiel bekommen auf kommunale Ebene Anreize,  aber das ist nicht weil man nett ist sondern weil man sonst keine Leute mehr hat diesen Dienst zu tätigen und man eine Berufsfeuerwehr oder eine Pflichtfeuerwehr einführen müsste.

Mit einer solchen Entlohnung wird schlussendlich dem Staat die Möglichkeit gegeben sich mehr aus seine sozialen Verantwortung zu ziehen und man beutet gerade die Ehrenamtlichen, die in der Gesellschaft tätig werden aus.

Wie gesagt, wir hatten das schon früher in den Kirchen. Die Nonne wurde ausgebeutet und an Bezahlung gab man eine Quasi Freikarte in den Himmel. Wie praktisch für den Lehnsherr.

Auch gab es noch nicht vor langer Zeit, das Leute Stolz das Laibbrot das der Arbeitgeber Ihm schenkte
, weil die Familie am Hunger war in den Müll geschmissen habe und haben anstatt für mehr Lohn gestreikt.

Es ist kontraproduktiv wenn man eine Vergütung einführt, denn die Freiwilligen bekommen nicht mehr Anerkennung. Man wird denen vorwerfen das Sie ja bezahlt werden.. also sollten Sie die Klappe halten. Auch wenn das unfair dann klingt aber es ist nicht so verkehrt.

Wenn wir eine guten Sozialstaat haben wollen, dann gibt es nur 3 Möglichkeiten.

A) Wir bezahlen den sozial Sektor angemessen und machen daraus sozialversicherungspflichtige Jobs. (Das wir eine Menge kosten)

B) Wir sehen es als Aufgabe der Allgemeinheit, die diese auch erledigen muss. Dann ist es richtig einen Pflichtdienst einzuführen, den JEDER machen muss und man nicht eine kleine Gruppe sozial engagierte Menschen ausbeuten.

C) Wir entkoppeln und von der Idee das ein Einkommen hauptsächlich durch erwerbstätige Arbeit getätigt wird und richten eine Art BGE ein.

Diese Petition  ... auch wenn gut gemeint ... ist langfristig gesehen extrem asozial. Leider sind sich die meisten Leute nicht direkt bewußt um die wirtschaftlichen Wechselwirkungen die eine solche Petition hervorruft und das man somit einen Katalysator für prekäre Arbeit fordert anstatt irgendjemand zu helfen.

Vielleicht ein kleines Gleichnis:
Man lebt in einer Gemeinschaft und die Gemeinschaft stellt fest, das die Gemeinschaft wie in einem Schweinestall lebt.
Man ist sich einig das dies alles zu dreckig ist.
Nun stellt man fest das man alleine wohl 8 Stunden am Tag braucht um das aufzuräumen.
Man fragt wer das machen will. ...... langes Schweigen ....
Man hat nur die Möglichkeit es selbst zu machen oder man stellt jemand ein.

Da kommt einer auf ne clevere Idee und sagt das man das ehrenamtlich ja machen könnte. Alles sagen super... Man geht zum Fritzchen und sagt wow wäre doch toll wenn Du ehrenamtlich das machen könntest.... (wie in dem Antrag hier beschrieben) man sagt auch, dass er dafür einen Lutscher bekommt... Er erklärt sich bereit und alle loben Ihn, klatschen .... super .... Problem gelöst...

Beim dem nächsten Treffen wird darüber geredet ob man einen gemeinsamen Netflix Account kaufen soll.

2 Wochen später geht man in der Gemeinschaft zum Netflix Filmabend und sieht Müll auf dem Weg.

"Man Fritzchen macht seinen Job echt nicht mehr gut...Er bekommt von uns Lutscher und liefert sowas ab als wäre es so schwer ordentlich Müll aufzuheben."
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