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Diskussion zur Petition 152997

Arbeitslohn

Automatische Anpassung des Mindestlohns an die Inflation vom 26.06.2023

Diskussionszweig: Re: Arbeitslohn - Automatische Anpassung des Mindestlohns an die Inflation

Larry P. McDonald | 29.07.2023 - 09:01

Re: Arbeitslohn - Automatische Anpassung des Mindestlohns an die Inflation

Anzahl der Antworten: 3

Das muß schon sein, denn viele Arbeitgeber werden nichts unternehmen, um Lohn anzupassen. Gerade da wo frei verhandelt wird und keine tarifliche Bindung ist, ist es schwierig, mehr Geld zu bekommen. Um Lohn oder Geld zu verhandeln ist nicht jedermanns Sache. Solche Gespräche im Personalbüro sind nicht leicht. Da ja die Mieten gestiegen sind, muß automatisch auch das Einkommen steigen, damit man weiter bezahlen kann. Sonst droht der Friede zu kippen im Land.
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Ylander | Sun Jul 30 11:27:44 CEST 2023 - Sun Jul 30 11:27:44 CEST 2023

Zitat: von Nicki1993
Guten Morgen lieber Ylander,

ich möchte Ihnen gerne auf Ihre Einwände eingehen.

Zuerst möchte ich mit dem Auslösen einer Lohn-Preis Spirale Anfangen. Durch die Kopplung an die Inflation würden Unternehmen deutlich zurückschrecken die erhöhten Löhne an den Endverbrauch weiterzugeben, da Sie sonst weitere Lohnsteigerung durch die Inflation erwarten. Ein solches Handeln wäre kurzsichtig. Die Unternehmen wären bei einer Kopplung an einer geringen Inflation interessiert. Eine geringe Inflation würde geringe Lohnsteigerung bedeuten.

Eine Ausweitung der Bürokratie und Zunahme der Gerichtsverfahren ist eine Punkt, da eine überladene Bürokratie für Unternehmen hemmend wirken. Ich glaube nicht, dass die Bürokratie und die Gerichtsverfahren signifikant ansteigen würden, da die notwendige Bürokratie (staatliche Überwachung) bereits vorhanden wären. Bei der Zahl der Gerichtsverfahren würde ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht von einem stark Anstieg ausgehen. Für viele Unternehmen wären die Kosten und das negative Image durch solche Verfahren deutlich höher als sich an den Mindestlohn zu halten. Die Überwachung des Mindestlohn fällt in den Aufgaben Bereich des Zolls.

Wenn der Mindestlohn für das Erreichen einer lebensfähigen Rente nicht ausreicht, kommt die Allgemeinheit (also alle Bürger) für das Erreichen eines gewissen Rentenniveau auf. Folglich werden die Unternehmen von der Allgemeinheit verdeckt subventionier bzw. gewisse Kosten werden an die Allgemeinheit abgetreten. Darüber hinaus muss die Frage gestellt, ob Unternehmen, die sich den Mindestlohn nicht leisten können, ein tragfähig Betriebs- und Geschäftskonzept haben.

Der Eingriff in die Vertragsfreiheit hat es mit dem Mindestlohngesetz bereits gegeben. Hier ist zu bedenken, dass viele Unternehmen im Niedriglohsektor selbst nicht mehr in Arbeitgeberverbänden vertreten sind. Folglich müssten diese Unternehmen einzeln bestreikt werden. Auch ist die gewerkschaftliche Organisation in dieser Arbeitnehmergruppe besonders gering. Durch Hartz IV oder Grundsicherung ist der Arbeitnehmer zur Annahme von Jobs verpflichtet. Wenn man eine Stelle wegen zu geringem Lohn ablehnt, hatte man mit Sanktionen zurechnen. Will einen Unternehmen keinen höheren Lohn zahlen und der Arbeitnehmer kündigt, so muss mit eine Sperrfristen beim Arbeitslosengeld gerechnet werden. Zusammenfassend die Machtverhältnis im Mindestlohnbereich sind sehr ungleich verteilt. Daher ist der Eingriff in Vertragsfreiheit legitim und das Verfassungsgericht hat diesen Umstand bisher nicht beanstandet.

Deutschland nach 1945 hat seine Wirtschaft auf den Export von Waren ausgelegt. Aus diesem Grund liegt es im Interesse vieler Unternehmen einen geringen Lohn zu zahlen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Als Folge ist die Binnennachfrage in Deutschland ziemlich gering. In Krisen ist Deutschland deutlich stärker auf andere Länder angewiesen, um aus der Krise zu kommen. Ein höherer Mindestlohn würde die Binnenkonjunktur antreiben und neue Nachfragen erzeugen, die wiederum durch Angebot gedeckt werden müssen.

Die Bekämpfung des Mindestlohn auf dem Rücken der Schwächsten ist eine ziemlich kurzsichtige Politik, da diese den Sozialen Frieden in Gefahr bringt und den Raum für radikale Parteien wie die AFD ermöglich. Kürzlich haben Unternehmen die AFD als Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland genannt. Aber die Unternehmen wollen augenscheinlich keinen Beitrag zu Bekämpfung des Problems leisten. Der Mindestlohn gewährt Sozialen Frieden.

An diesem Punkt möchte ich auf Revolutionen verweisen. Revolution brauchen einen Funken. Sie werden nicht von den politischen Ideen getragen, sondern von einem Funken, der die Menschen auf die Straße treibt. Bei der historische Betrachtung der vergangen Revolutionen wird schnell ersichtlich, dass in den meisten Fällen der Soziale Frieden gestört war.



Das klingt sehr nach "die Linke".

Gerade aber im Interesse des Sozialen Friedens habe ich erhebliche Bedenken, Ihren Überlegungen zu folgen, ganz abgesehen von der Frage, ob sie überhaupt der Realität standhalten könnten. M. E. sind Ihre Argumente nur Wunschdenken und so gar nicht durchführbar.

Ich plädiere vielmehr dafür, wieder zur sozialen Marktwirtschaft zurückzukehren, was aber auch voraussetzt, dass sich Arbeitnehmer wieder mehr engangieren (was schwierig sein wird anlässlich des mitlerweile sehr niedigren Levels der Qualifikation), und sich ihren Lohn wieder verdienen. Dazu muss zudem die Politik günstige Rahmenbedingungen schaffen, sinbesonder die deutsche Wirtschaft von Steuern und Bürokratei entlasten. Zudem muss die massenhafte Einwanderung Bildungsferner in unsere Sozialsysteme, die den Standort Deutschland zusätzlich massiv belasten, gestoppt und soweit mögich zurückgedreht werden. All dies ist mit der jetzigen Bundesregierung aber nicht zu machen.

Die Regulierung des Mindestlohnd löst die Misere unseres Landes, das stramm in den Abgrund fährt, gewiss nicht. Da sind viel tiefer gehende Manahmen vonnöten.

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Nicki1993 | Sun Jul 30 10:40:09 CEST 2023 - Sun Jul 30 10:40:09 CEST 2023

Guten Morgen lieber Ylander,

ich möchte Ihnen gerne auf Ihre Einwände eingehen.

Zuerst möchte ich mit dem Auslösen einer Lohn-Preis Spirale Anfangen. Durch die Kopplung an die Inflation würden Unternehmen deutlich zurückschrecken die erhöhten Löhne an den Endverbrauch weiterzugeben, da Sie sonst weitere Lohnsteigerung durch die Inflation erwarten. Ein solches Handeln wäre kurzsichtig. Die Unternehmen wären bei einer Kopplung an einer geringen Inflation interessiert. Eine geringe Inflation würde geringe Lohnsteigerung bedeuten.

Eine Ausweitung der Bürokratie und Zunahme der Gerichtsverfahren ist eine Punkt, da eine überladene Bürokratie für Unternehmen hemmend wirken. Ich glaube nicht, dass die Bürokratie und die Gerichtsverfahren signifikant ansteigen würden, da die notwendige Bürokratie (staatliche Überwachung) bereits vorhanden wären. Bei der Zahl der Gerichtsverfahren würde ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht von einem stark Anstieg ausgehen. Für viele Unternehmen wären die Kosten und das negative Image durch solche Verfahren deutlich höher als sich an den Mindestlohn zu halten. Die Überwachung des Mindestlohn fällt in den Aufgaben Bereich des Zolls.

Wenn der Mindestlohn für das Erreichen einer lebensfähigen Rente nicht ausreicht, kommt die Allgemeinheit (also alle Bürger) für das Erreichen eines gewissen Rentenniveau auf. Folglich werden die Unternehmen von der Allgemeinheit verdeckt subventionier bzw. gewisse Kosten werden an die Allgemeinheit abgetreten. Darüber hinaus muss die Frage gestellt, ob Unternehmen, die sich den Mindestlohn nicht leisten können, ein tragfähig Betriebs- und Geschäftskonzept haben.

Der Eingriff in die Vertragsfreiheit hat es mit dem Mindestlohngesetz bereits gegeben. Hier ist zu bedenken, dass viele Unternehmen im Niedriglohsektor selbst nicht mehr in Arbeitgeberverbänden vertreten sind. Folglich müssten diese Unternehmen einzeln bestreikt werden. Auch ist die gewerkschaftliche Organisation in dieser Arbeitnehmergruppe besonders gering. Durch Hartz IV oder Grundsicherung ist der Arbeitnehmer zur Annahme von Jobs verpflichtet. Wenn man eine Stelle wegen zu geringem Lohn ablehnt, hatte man mit Sanktionen zurechnen. Will einen Unternehmen keinen höheren Lohn zahlen und der Arbeitnehmer kündigt, so muss mit eine Sperrfristen beim Arbeitslosengeld gerechnet werden. Zusammenfassend die Machtverhältnis im Mindestlohnbereich sind sehr ungleich verteilt. Daher ist der Eingriff in Vertragsfreiheit legitim und das Verfassungsgericht hat diesen Umstand bisher nicht beanstandet.

Deutschland nach 1945 hat seine Wirtschaft auf den Export von Waren ausgelegt. Aus diesem Grund liegt es im Interesse vieler Unternehmen einen geringen Lohn zu zahlen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Als Folge ist die Binnennachfrage in Deutschland ziemlich gering. In Krisen ist Deutschland deutlich stärker auf andere Länder angewiesen, um aus der Krise zu kommen. Ein höherer Mindestlohn würde die Binnenkonjunktur antreiben und neue Nachfragen erzeugen, die wiederum durch Angebot gedeckt werden müssen.

Die Bekämpfung des Mindestlohn auf dem Rücken der Schwächsten ist eine ziemlich kurzsichtige Politik, da diese den Sozialen Frieden in Gefahr bringt und den Raum für radikale Parteien wie die AFD ermöglich. Kürzlich haben Unternehmen die AFD als Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland genannt. Aber die Unternehmen wollen augenscheinlich keinen Beitrag zu Bekämpfung des Problems leisten. Der Mindestlohn gewährt Sozialen Frieden.

An diesem Punkt möchte ich auf Revolutionen verweisen. Revolution brauchen einen Funken. Sie werden nicht von den politischen Ideen getragen, sondern von einem Funken, der die Menschen auf die Straße treibt. Bei der historische Betrachtung der vergangen Revolutionen wird schnell ersichtlich, dass in den meisten Fällen der Soziale Frieden gestört war.

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Ylander | Sun Jul 30 08:55:47 CEST 2023 - Sun Jul 30 08:55:47 CEST 2023

Zitat: von Larry P. McDonald
Das muß schon sein, denn viele Arbeitgeber werden nichts unternehmen, um Lohn anzupassen. Gerade da wo frei verhandelt wird und keine tarifliche Bindung ist, ist es schwierig, mehr Geld zu bekommen. Um Lohn oder Geld zu verhandeln ist nicht jedermanns Sache. Solche Gespräche im Personalbüro sind nicht leicht. Da ja die Mieten gestiegen sind, muß automatisch auch das Einkommen steigen, damit man weiter bezahlen kann. Sonst droht der Friede zu kippen im Land.



Wenn man damit jährliche Gehaltsverhandlungen und Streiks der Gewerkschaften verhindern kann, und auch eine Benachteiligung nicht gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer, dann hat dies zunächst positive Aspekte.

Diesen postiiven Aspekten stehen allerdings auch negative Wirkungen gegenüber:

Eingriff in die Vertragsfreiheit
Ausweitung der Bürokratie und Zunahme der Gerichtsverfahren
Gefährung der Existenz von angeschlagenen Unternehmen
Auslösen der Lohn-Preis-Spirale
Tendenziell steigende Steuerbelasung
Tendenziell unverhältnismäßig hohe Löhne gemessen an der tendenziell sinkenden Produktivität dank sinkender Qualifikation und Arbeitsleistung

Von daher sehe ich vorrangig die Bekämpfuing der Inflation. Das Entsprechen der Petition wäre in dieser Hinsicht kontraproduktiv.
Gleichzeitig würde sich die Frage der Anpassung der Löhne an die Inflation nicht mehr stellen.
Und um dieses Ziel nicht zu gefährden, muss dem zunehmend aggressive Auftreten der Gewerkschaften mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wirkungsvoll begegnet werden.

Alles in allem vermag die Petition unter Abwägung von Für und Wider nicht zu überzeugen, da zu kurz gedacht.

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