Herzlich Willkommen auf den Internetseiten des Petitionsausschusses des deutschen Bundestages. Jedermann hat die Möglichkeit, Bitten oder Beschwerden an den Deutschen Bundestag zu richten.

Um direkt zu entsprechenden Bereichen zu springen verwenden Sie die Sprungmarken wie folgt:

Auf dem Bild sehen Sie ...

Diskussion zur Petition 162857

Arzneimittelwesen

Beibehaltung der Erstattungsregelung für u. a. homöopathische Arzneimittel sowie homöopathische Leistungen in der GKV vom 27.01.2024

Diskussionszweig: Die traurige Geschichte vom Pauschalieren und von den vertanen Chancen

Nutzer720941 | 28.02.2024 - 17:34

Die traurige Geschichte vom Pauschalieren und von den vertanen Chancen

Anzahl der Antworten: 9

Sehr geehrter Herr Dr. Lauterbach,
Sie überraschen mich immer wieder.
Zum einen fordern Sie mehr „Wissenschaftlichkeit“ im Zusammenhang mit anthroposophischen oder homöopathischen Arzneimitteln, zum anderen pauschalieren Sie gerade in dieser Therapierichtung sehr stark und sind damit leider sehr unwissenschaftlich.
Als Apothekerin möchte ich zuerst Ihre Pauschalierung zum Thema „Globuli“ ansprechen:
Sie haben recht: natürlich haben „Globuli“ an sich keine Wirkung. Jedoch – die Zuckerkügelchen sind gedacht als Träger der Substanzen, die man auf sie aufträgt. Damit werden aus den „Zuckerkügelchen“ zugelassene Arzneimittel. Sie können das selbst überprüfen, indem Sie eine z.B. eine Packung WALA Gentiana Magen Globuli kaufen und probieren. Der Beipackzettel begleitet die behördliche Zulassung, der Geschmack der Globuli zeigt es deutlich: da ist was drin! In frühere Zeiten gab sogar BTMpflichtige Homöopathika. Eine Zubereitung in Form einer Potenzierung bedeutet eben nicht zwangsweise, dass „nichts drin“ ist. Eine Differenzierung in Ihrer Wortwahl wäre hier wünschenswert.
Ich kann auch verstehen, dass sich Menschen, die Lebensprozesse nur aufgrund von Wechselwirkungen zwischen Molekülen verstehen, nicht nachvollziehen können, dass eine D30 wirksam sein kann. Doch genau diese Menschen sollten auch kritisch hinterfragen, wie unser „Periodensystem der Elemente“ verschiedenste Substanzen beschreiben kann, obwohl der Grundaufbau immer nur aus Protonen, Elektronen und Neutronen besteht, und dazwischen ganz viel „Nichts“ ist. Da fehlen doch offensichtlich weitere Kriterien. Und anstatt hier einmal hinzuschauen, um zusätzlich zu unserer schon bekannten Naturwissenschaft tiefer an den eigentlichen Bildeprozessen zu forschen, wollen Sie das noch nicht verstandene einfach ausradieren.
Erklären Sie mir doch als Fachmann bitte einmal rein aus der Sicht der Wechselwirkungen zwischen Molekülen, warum dem einen Menschen beim Anblick eines Fotos plötzlich Tränen in die Augen schießen und das gleiche Foto bei einem anderen Menschen keine körperliche Reaktion auslöst. Ganz ohne Substanzfluss passiert hier eine körperliche Reaktion. Wir kennen das auch bei Schweißausbrüchen, Gänsehaut usw. Alles Placebo? Oder hat das vielleicht etwas mit der Individualität des Menschen zu tun? Und kann eine so individuelle Reaktion evtl. auch auf einem nichtstofflichen Weg ausgelöst werden? Und könnten potenzierte Substanzen hier vielleicht ins Spiel kommen?
Gut, das Beispiel ist vereinfacht, aber doch sehr anschaulich. Ich verstehe es nicht: warum wollen Sie uns allen die Chance nehmen, hier weiter zu forschen? Es könnte sich eine preiswerte Therapierichtung etablieren, die die Menschen vor allem auch in die Selbstverantwortung für ihre individuelle Gesundheit bringt. Warum liegt Ihnen so viel daran, eine Therapierichtung abzuschaffen, die die Lücke füllt zwischen der heute gängigen naturwissenschaftlich orientierten Medizin und den individuellen Fähigkeiten der Menschen, den eigenen Organismus gesund und im Gleichgewicht zu halten, so gut er eben kann?
Warum erwartet man immer Wunderwirkungen von der Homöopathie oder Anthroposophie, wenn die naturwissenschaftlich orientierte Medizin nicht weiterweiß?
Es gibt viel Literatur und Studien zur Wirkweise potenzierter Arzneimittel, die aber selten von den „Gegnern“ richtig durchgearbeitet werden – wahrscheinlich, weil es anstrengend ist, sich auf die erweiterte Denkweise einzustellen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie das als Arzt trotzdem versuchen würden und nicht vorschnell (ver)urteilen. Wäre es nicht traurig, wenn Sie als der Gesundheitsminister in die Geschichte eingehen, der zwar den Konsum von Denkprozesse verhinderndem Cannabis flächendeckend erlaubt, sich aber aus Angst vor unbekanntem Terrain nicht auf das große Potential einer ganzheitlichen, gesundheitsfördernder Medizin einlassen möchte? Ein Gesundheitsminister, der die gesundheitlichen Folgekosten durch den mit Sicherheit steigenden Cannabiskonsum nicht sieht, dafür aber die Kostenminderung im Gesundheitssystem durch Förderung von mehr Eigenverantwortung der Patienten, individuelle Behandlungen mit vergleichsweise kostengünstigen Arzneimitteln ablehnt? Und welchen Stellenwert hat in Ihrem Ministerium eigentlich die gut durchdachte, nachhaltige und umweltverträgliche Herstellung dieser Arzneimittel?
Überraschen Sie mich doch noch einmal positiv, indem Sie der Homöopathie und der Anthroposophischen Therapierichtung eine Chance geben, ein anthr. Krankenhaus besuchen, bei einem niedergelassenen, anthroposophischen Arzt vorbeischauen oder auch ein Anbauprojekt oder die Herstellungsprozesse der entsprechenden Firmen besuchen.
„Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn Du ihn verstehen willst“, besagt das bekannte Sprichwort.
Ich bin gespannt, was Sie auf diesem Weg mitnehmen!
59 Personen finden diesen Beitrag hilfreich