Text der Petition
Die historischen Fassaden des Berliner Stadtschlosses sollen erhalten werden. Insbesondere soll keine "Ausschreibung eines künstlerischen Realisierungswettbewerbs zur Brechung der preußenverklärenden Erscheinung des Gebäudes" erfolgen. Die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Berliner Schloss soll weitergeführt werden.
Begründung
Das Humboldt Forum bzw. Berliner Stadtschloss ist ein zentraler Symbolbau für das wiedervereinigte Deutschland. Seine Architektur formuliert nach außen ein gesellschaftliches Selbstverständnis, in dem sich sehr große Teile der Öffentlichkeit wiederfinden. Es formuliert ein Selbstbild, das deutsche Geschichte atmet und hat dem durch die DDR-Diktatur verschandelten Zentrum von Berlin Ästhetik zurückgegeben. Viele der heute in Deutschland lebenden Menschen können sich damit gut identifizieren.
2002 hatte der Bundestag mit großer Mehrheit beschlossen, für den Bau des Humboldt Forums die Barockfassaden des Berliner Schlosses zu rekonstruieren. Insbesondere die Kuppel mit Kreuz und Spruchband stellt ein wesentliches Element der damaligen architektonischen Schaffenskraft dar und ist ein Gewinn für das Zentrum der Hauptstadt.
Die bloße Spekulation, ob einzelne Spender möglicherweise extremistische Positionen vertraten, ist für die Fassadengestaltung ohne Belang. Die Motivation für das Durchsetzen bestimmter baulicher Symbole ist von politischen Überzeugungen der Spender eindeutig zu trennen.
Die Stiftung Humboldt Forum als Hausherrin ist nicht verpflichtet, vermeintlich als Problem empfundene Aspekte einer kleinen Minderheit, der es nicht um die Bekämpfung von Rechtsextremismus geht, sondern die allgemein für die deutsche und preußische Geschichte offenbar nur Verachtung übrighat, irgendwie weiter zu erörtern. Es ist nicht weiter hinnehmbar, dass Leute unter dem Deckmantel vermeintlicher „Aufgeklärtheit“ ein zentrales Bauwerk deutscher Gesichte in den Schmutz zu ziehen versuchen, insbesondere, wenn sie den vermeintlichen „Einfluss rechtslastiger Kräfte auf das Humboldt Forum“ nicht einmal annähernd substantiieren können. Daher besteht weder Bedarf für „Aufarbeitungen“ noch dafür, den Symbolgehalt dieser Architektur durch neue, künstlerisch einzubringende Narrative „aufzubrechen“, die letztlich auf eine Verschandelung und Entstellung des als Gesamtkunstwerk konzipierten Bauwerks hinauslaufen soll.
Die – auf drei Seiten – ungebrochene Rekonstruktion des Berliner Schlosses im Zustand von 1918 ist unvollendet und sollte perspektivisch sogar eher auf alle vier Seiten ausgedehnt werden.
Die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts wird bereits in zahllosen Monumenten, Denkmälern, Museen und Gedenkstätten aufgearbeitet und ist im Stadtbild prominent abgebildet. Ein Rückbezug auf eine vermeintlich unproblematische Idylle der preußischen Monarchie und des Deutschen Kaiserreichs ist durch die Schlossfassade nicht zu befürchten.
Eine Behandlung „anderer Spuren der Geschichte des Ortes aus der Zeit nach Ende des Kaiserreichs (Revolution 1918, Weimarer Republik, 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit, DDR, Nachwendezeit)“ wird im Rahmen von Führungen und Ausstellungen möglich gemacht. Es bedarf dafür keiner baulichen Veränderung. Vielmehr wäre eine „Brechung“ der Architektur eine abzulehnende Instrumentalisierung des Ortes.