Text der Petition
Mit der Petition wird ein Aktionsplan zur Vorbeugung und Behandlung von Delir gefordert.
Begründung
In Deutschland erkranken jedes Jahr hunderttausende Patient:innen an einem Delir. Ein nicht erkanntes und unbehandeltes Delir führt meist zu längeren Krankenhausaufenthalten, bleibenden kognitiven Einschränkungen, erhöhter Pflegebedürftigkeit und Mehrkosten von ca. 1,6 Milliarden Euro/Jahr. Ca. 30%- 50% der Delirien können jedoch verhindert werden, wenn ausreichende Ressourcen bereitgestellt werden.
Was ist Delir?
Ein Delir ist eine plötzliche Störung des Gehirns, bei der Menschen Schwierigkeiten haben, aufmerksam zu bleiben, wach zu sein oder ihre Umgebung zu verstehen. Es entwickelt sich oft innerhalb weniger Stunden und kann Tage dauern.
Wie häufig ist das Delir?
Delir betrifft etwa 20% der Krankenhauspatient:innen, besonders ältere Menschen, Operierte, Kleinkinder und Intensivpatient:innen. Es wird oft übersehen, weil das Delir nicht die notwendige Aufmerksamkeit erfährt.
Folgen eines Delirs:
* Sterblichkeit: Delir verdoppelt bis verdreifacht die Ein-Jahres-Sterblichkeit bei Menschen ab 65 Jahren.
* Längerer Aufenthalt: Betroffene bleiben bis zu 10 Tage länger im Krankenhaus.
* Demenzrisiko: Delir erhöht das Risiko, an Demenz zu erkranken, um das 12-fache.
* Institutionalisierung: Ältere Erwachsene mit Delir kommen fünfmal häufiger in Pflegeheime.
* Wiederaufnahme: 30% werden innerhalb von 30 Tagen erneut ins Krankenhaus eingewiesen.
* Funktioneller Abbau: Das Risiko für Mobilitäts- und Selbstversorgungsprobleme verdoppelt sich.
* Kosten: Delir verursacht in Deutschland 1,6 Milliarden Euro Zusatzkosten pro Jahr.
Delir kann verhindert werden
30–50% der Delirien lassen sich durch ausreichendes und geschultes Personal und Maßnahmen wie Aufklärung, frühzeitige Mobilisierung, Unterstützung bei Flüssigkeitsaufnahme, Brillen/Hörgeräte und Schlafförderung vermeiden.
Unsere Forderung:
Wir rufen das Gesundheitsministerium auf, gemeinsam mit Fachpersonen, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und Betroffenen einen Aktionsplan Delir zu entwickeln, um in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und der ambulanten Versorgung Ressourcen zu stärken, Patientensicherheit zu verbessern und Delirien zu verhindern.
Was kann, was soll, was muss der Aktionsplan beinhalten?
Vaccina | 05.03.2025 - 23:04 (Zuletzt geändert am 05.03.2025 - 23:19 von Vaccina )
Ein Freund von mir hatte nach seiner langen OP offenbar ein Delir. Eine extra Behandlung dagegen hat er meines Wissens nicht bekommen. Es hat lange ( ein Jahr?) gedauert, bis er geistig wieder einigermaßen auf der Höhe war.Niemand hat sich darum gekümmert. Einen Tag nach der OP wurde er ans Bett geschnallt, weil er verwirrt und aufsässig war, und immer aufstehen wollte, was er wegen seiner vielen Verkabelungen und Schwäche nicht durfte- auch hat er offenbar halluziniert.. Ich kam gerade dazu und war völlig entsetzt. Man machte ihn unter der Bedingung los, dass ich auf ihn aufpasse.
Die Anästhesistin, die ich kurz sprach meinte zu mir, er sei ein bisschen rebellisch und das sei nach einer Op durchaus normal, so was würde öfter vorkommen......
Das so etwas sogar einen verfrühten Tot verursachen kann, wusste ich nicht. Mein Freund ist mittlerweile tot, keine 5 Jahre nach der OP. Allerdings war er schon bei der OP älter.Er wurde 81- Vielleicht hätte er mit einer angemessen Behandlung des Delirs länger gelebt? Alles nur Spekulation, ist mir schon klar, aber solche Gedanken macht man sich, wenn man diese Petition liest.
Wir wissen nicht einmal, woran genau er gestorben ist. Er wurde morgens tot aufgefunden und klagte Tage vorher über Luftnot, sein Herz war aber angeblich ok und Lunge auch- sagte der Hausarzt...........
Ich hätte da auch noch ne Frage zu Covid 19 als auch zur Impfung: Mir sind in beiden Zusammenhängen privat super-schnelle Alzheimer-Demenz-Verläufe bekannt geworden, die vorher nicht oder fast nicht sichtbar waren.. Und generell sowohl bei Krankheit als auch Impfung Verwirrtheitszustände und Sprachfindungsstörungen. Weiss jemand, ob das auch in die Kategorie Delir gehört?
Hat hier außer mir sonst noch jemand die Beobachtung im Zusammenhang mit der Corona-Impfung und mit der Covid-19-Erkrankung gemacht?
Ich befürworte die Petition, auch, wenn ich Laie bin. Sie erscheint mir sinnvoll.
Nutzer6229363 | 08.02.2025 - 19:16
Vielen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag und die kritischen Fragen. Sie bieten eine gute Gelegenheit, unser Anliegen genauer zu erläutern.
Unsere Petition stützt sich auf eine Vielzahl belastbarer Daten aus internationalen und nationalen Studien sowie Netzwerken wie iDelirium, NIDUS und dem deutschen Delir-Netzwerk. Die von uns genannten Zahlen und Fakten sind in der Fachliteratur veröffentlicht und dort einsehbar.
Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, im Rahmen der Petition einen bereits fertigen Maßnahmenkatalog vorzulegen. Ein Aktionsplan sollte gemeinsam mit Vertreter:innen aus Kliniken, Pflegeheimen, Kostenträgern, Betroffenen und weiteren Stakeholdern erarbeitet werden, um praxistauglich und nachhaltig zu sein.
Die zentralen Probleme im Delirmanagement aus Sicht der Mitarbeitenden sind Personalmangel, Zeitdruck und Wissenslücken. Diese Herausforderungen lassen sich durch vereinzelte „Leuchtturmprojekte“ zwar punktuell, aber nicht flächendeckend lösen. Daher sehen wir die Notwendigkeit für einen nationalen Aktionsplan. Nach unserer vorläufigen Einschätzung könnte en Aktionsplan Delir folgende drei Schwerpunkte beinhaltet:
1. Öffentliche Bildung und Prävention – insbesondere für Betroffene und Angehörige,
2. Mehr Ressourcen für Kliniken und Pflegeeinrichtungen,
3. Erweiterte Forschung und Nachsorgeangebote.
Aber dies sollte in Kooperation mit einer entsprechenden Arbeitsgruppe weiter entwickelt werden.
Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir die Arbeit der Pflegenden und Ärzt:innen sehr schätzen und keinesfalls von „vorwerfbarem Nichthandeln“ sprechen; dieser Gedanke liegt uns völlig fern. Vielmehr geht es darum, sie in ihrer täglichen Arbeit besser zu unterstützen und die Patientensicherheit zu verbessern.
Nochmals herzlichen Dank für Ihre kritische Nachfrage. Der offene Austausch bringt das Thema voran.
Heinz 548 | 07.02.2025 - 13:13
Werter Petent
Die Antwort auf Ihre Frage „Was kann, was soll, was muss der Aktionsplan beinhalten?“ erwarte ich eigentlich von Ihnen als Initiator des „Aktionsplan Delir". Sie benennen zwar das Problem, ohne jedoch in irgendeiner Weise Maßnahmen zu Verbesserung der Lage vorzuschlagen, außer den Allgemeinplätze wie "ausreichend" und/oder "geschultes Personal".
Aktionsplan: Welche Inhalte soll ein solcher Plan aufweisen?
Wer sind am Plan beteiligte Institutionen?
Gibt es für Ihre Darstellung
>> Betroffene bleiben bis zu 10 Tage länger im Krankenhaus.
>> Delir erhöht das Risiko, an Demenz zu erkranken, um das 12-fache.
>> Ältere Erwachsene mit Delir kommen fünfmal häufiger in Pflegeheime.
>> 30% werden innerhalb von 30 Tagen erneut ins Krankenhaus eingewiesen.
>> Das Risiko für Mobilitäts- und Selbstversorgungsprobleme verdoppelt sich.
>> Delir verursacht in Deutschland 1,6 Milliarden Euro Zusatzkosten pro Jahr.
>> Delir betrifft etwa 20% der Krankenhauspatienten,
belastbare Untersuchungen / Studien? Wenn ja, wo sind diese ersichtlich?
Wenn das Problem so hoch ist wie hier dargestellt, was sagt der GKV- Spitzenverband zu dieser Thematik?
Otext: „Ein nicht erkanntes und unbehandeltes Delir führt meist zu längeren Krankenhausaufenthalten, bleibenden kognitiven Einschränkungen, erhöhter Pflegebedürftigkeit (…)
AW: Wenn dem so ist, werfen Sie indirekt den Ärzten und Pflegepersonen ein Unterlassen, resp. ein vorwerfbares Nichthandeln vor. ...führt meist, was ist unter "meist" zu verstehen. Wie viele bedauerliche Fälle von 100 sehen Sie als "meist" an?
Otext: 30–50% der Delirien lassen sich durch ausreichendes und geschultes Personal und Maßnahmen wie Aufklärung, frühzeitige Mobilisierung, Unterstützung bei Flüssigkeitsaufnahme, Brillen/Hörgeräte und Schlafförderung vermeiden.“
AW: Bitte um Darlegung was in diesem Bezug als „ausreichend“ angesehen wird.
Der Petent möge auch darlegen inwiefern heute und jetzt in Krankenhäusern und Pflegeheime keine wirksame Delir-Prävention durch professionell Pflegende und Ärzte erfolgt, sodass ein gesonderte "Aktionsplan Delir" ( = diese Petitionsforderung) als zwingend erforderlich angesehen wird.