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Diskussion zur Petition 180180

Vermögensteuer

Vermögenssteuer auf alle Vermögensarten vom 09.04.2025

Diskussionszweig: Arbeit muss sich wieder lohnen – Das Problem von r > g

fight4uright | 18.07.2025 - 17:24 (Zuletzt geändert am 18.07.2025 - 17:26 von fight4uright )

Arbeit muss sich wieder lohnen – Das Problem von r > g

Anzahl der Antworten: 7

Vorweg: Ich halte das Mittel der Vermögenssteuer nicht unbedingt als das Mittel der ersten Wahl. Pragmatischer halte ich eine stringentere, progressive Erbschaftssteuer ohne Ausnahmen verbunden mit einer Finanztransaktionssteuer. Da die Vermögenssteuer jedoch bereits im Grundgesetz verankert und nur ausgesetzt ist und ich andere Initiativen weniger Erfolgschancen beimesse, steht für mich der Petitions-Forderung auch nichts entgegen.

Fakt ist: Der Überreichtum ist zu einer der größten Bedrohungen unsere Zeit geworden: Die Tatsache dass die Kapitalmarktrenditen r das reale Wirtschaftswachstum g deutlich und anhaltend übersteigt, führt zu einer nachhaltigen Monopolisierung. Analog den Ausführungen von Gary Stevenson hier eine einfache Rechnung zur Verdeutlichung.

Deutschland hat Stand April 2025 insgesamt 171 Milliardäre.

1.000.000.000 € Vermögen bedeutet: Jeder dieser 171 Milliardäre wird bei angenommenen 5% Rendite pro Jahr automatisch um 50.000.000 € reicher
Das sind fast 1 Millionen Euro pro Woche. Für null eigene Leistung. Also wirklich fürs "nichts tun".

Nun die Kernfrage: Was machen Sie mit 1 Mio. Euro pro Woche? Wie viel davon verkonsumieren Sie? 50.000 €? Ich wüsste nicht einmal wie ich 5.000 € pro Woche "durch bringen" sollte, selbst wenn ich mich bemühe.

Was passiert nun? Letztendlich bleibt den Überreichen nichts anderes übrig, als mit ihrem Überreichtum nur noch mehr der begrenzten Assets (Immobilien, Grundstücke, Aktien, Gold, ...) zu erwerben. Das heißt plötzlich stehen Sie, der vielleicht ein Grundstück für einen Hausbau erwerben möchte in Konkurrenz mit Übervermögenden, die das gleiche Grundstück nur erwerben möchten, damit sie ihre Kapitalerträge neu anlegen können.

Da die Wirtschaft (und damit die Geldmenge) langsamer wächst als die Kapitalmarktrendite führt das am Ende konsequenterweise dazu, dass alle, ja auch selbst eine vermögende Oberschicht mit 2-4 Mio. € Vermögen, am Ende immer weniger Vermögen aus sich und ihrer eigenen Arbeitsleistung heraus aufbauen können, da die Superreichen ihr Vermögen allein durch ihre viel, viel schneller wachsende Kapitalvermögen überholen.

Und die Ergebnisse sind bereits klar sichtbar:

Das das reichste 1 Prozent in Deutschland besitzt 35% von Deutschland.

Dagegen besitzt die ärmere Hälfte (50 Prozent) aller Deutschen zusammen nur 0,5% aller Vermögenswerte. Jeder einzelne davon nie mehr als 66.000 € (Median-Nettovermögen, 2020 nach CS)

Ausgenommen den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie selbst bereits zwei bis dreistelliger Multimillionär sind, ist es für jeden daher im ureigensten Interesse Überreichtum durch Mittel, wie die vorgeschlagene Vermögenssteuer einzugrenzen. Nicht, weil sie selbst als Vermögender dadurch weniger, sondern weil Sie selbst und 99% ihrer Mitbürger am Ende alle fairer und einen größeren Vermögensanteil wieder möglich macht und "ehrlicher Arbeit" wieder eine Chance bietet, echten Vermögenswerte aufzubauen und zu erwerben ohne in Konkurrenz zu stehen mit einer Oberschicht, die gegen Sie mit einem vielfachen an Kapitalressourcen allein aufgrund ihrer Bestandsvermögen im Wettbewerb stehen.
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