Text der Petition
Der Bundestag möge gewährleisten, dass:
chemisch-synthetische Pestizidwirkstoffe u. Pflanzenschutzmittel mit subletalen Effekten, wie immun- u. neurotoxische sowie endokrine Störungen auf Nichtzielorganismen, insbes. Honig- u. Solitärbienen, nicht angewendet werden
schädliche additive u. potenzierende Kombinationseffekte typischer Anwendungen, zeitgleich oder zeitnah erfolgend,
sowie Risiken durch Akkumulation u. Persistenz von P.wirkstoffen u. Metaboliten in der Umwelt ausgeschlossen werden
Begründung
Am 17.05.2018 hat das Europäische Gericht anlässlich der Einschränkung der Anwendung bienenschädlicher Neonicotinoide erhebliche Defizite bei der Risikoprüfung von Pestizidwirkstoffen festgestellt (Rechtssachen T-429/13 u. T-451/13). Die Wirkstoffe hatten die Prüfungen im Rahmen des Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen. Erst von den Zulassungsinhabern unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen und Berichte von Praktikern über Schäden bei Bienen und anderen Nichtzielorganismen haben viele Jahre nach der Zulassung zu deren Einschränkung geführt.
Als Ersatz für die verbotenen Mittel kommen neue, ebenfalls systemische Insektizide zum Einsatz, die nach denselben, offenkundig unzureichenden Risikoprüfungen zugelassen werden. Zum Teil handelt es sich dabei um Stoffe mit den gleichen Wirkungsmechanismen wie die Nervengifte, deren Anwendung im Freiland jüngst verboten wurde. Sie stören die Signalübertragung der Nervenzellen, was zum Absterben der betroffenen Nervenzellen, zu Krämpfen und auch zum Tod der Insekten führen kann. Zahlreiche derartige subletale, immun- und neurotoxische Effekte und Verhaltensstörungen bei Insekten sind seriös wissenschaftlich dokumentiert, aber nicht Gegenstand der Risikoprüfung im Rahmen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und deren Wirkstoffen.
Insbesondere Pestizide mit derartigen Wirkungsmechanismen sind deshalb als potentiell gefährlich einzustufen für Solitär- und Honigbienen, andere Insekten, die Artenvielfalt und das Ökosystem als Ganzes. Sie trotz offenkundiger Risiken ohne ausreichende Prüfung in Verkehr zu bringen oder darin zu belassen, widerspricht dem Grundsatz des Vorsorgeprinzips:
„…Das Vorsorgeprinzip sollte angewandt und mit dieser Verordnung sollte sichergestellt werden, dass die Industrie den Nachweis erbringt, dass Stoffe oder Produkte, die erzeugt oder in Verkehr gebracht werden, keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch oder Tier oder keine unannehmbaren Auswirkungen auf die Umwelt haben.“ (EG-Ver. Nr 1107/2009 Abs 8)
Dem Vorsorgeprinzip kann nur Rechnung getragen werden, wenn die Forderungen meiner Petition für Pestizid Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittel-Fertigprodukte voll umfänglich erfüllt werden. Die Durchführung der Risikoprüfungen muss dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen und in allen Mitgliedsstaaten auf gleichem Niveau unabhängig und transparent erfolgen. Das heißt also:
Die Risikoprüfung für Pestizide muss der Petition folgend grundlegend reformiert werden, um Bienen, andere Insekten und Ökosystem wirksam zu schützen.
Ich appelliere deshalb an den Bundestag seine nationalen gesetzgeberischen Maßnahmen für eine Reform der Risikoprüfung auszuschöpfen. Der Bundestag möge die Bundesregierung zu entschiedenem Handeln auf nationaler Ebene, wie auch durch entsprechendes Abstimmungsverhalten im Europäischen Rat sowie durch entsprechende Initiativen gegenüber der Kommission auffordern.
Ausf. wissenschaftl. Begründung folgt per Post
Pestizide gibt es seit Jahrzehnten ohne dass wir die Veränderungen der letzten Jahre damit erklären können.
Ich denke der BT sollte einfach mal eine große Studie in Auftrag geben.
Pestizide sollten wenn überhaupt europäische geregelt werden.
Nutzer3246942 | 30.04.2019 - 20:06
Wie viele Studien brauchen Sie noch???
Nutzer3370581 | 27.04.2019 - 11:49
Die BIO Bauern zeigen das es auch ohne Chemie geht.
Biometrix | 25.04.2019 - 19:16
Wir kennen in Deutschland etwa 580 Arten von Bienen, Und nicht nur die Europäische Honigbiene Apis mellifera. Letztere erleidet zwar bei der jährlichen Überwinterung Verluste an Völkern, ist aber als "Haustier" (noch) nicht grundlegend gefährdet, also nicht vom Aussterben bedroht. Und wir kennen die Gefährdungsfaktoren: Varroamilben als Überträger von Viren, Pestizide und andere Chemikalien in der Umwelt, einseitiges Futterangebot durch Monokulturen, Vernichtung der Pflanzenvielfalt durch Beseitigung von Hecken und Ruderalpflanzen, Pilzerkrankungen, Wetterbedingungen, z.B. Extremwetter als Auswirkungen des Klimawandels, sowie diverse andere Ursachen; und oft ein Zusammenwirken mehrere Faktoren. Zahlreiche Studien belegen dies.
Insbesondere ist auch wohl bekannt, dass Honigbienen durch ihre Zusammenarbeit im Volk besonders widerstandsfähig sind ("resilient"). In erster Linie sind daher einzeln lebende oder in Kleinvölkern organisierte Bienenarten bedroht. Zudem sind diese Bienen zumeist oligolektisch, d.h. sie brauchen bestimmte Futterpflanzen, und diese Pflanzen brauchen auch diese speziellen Bienen für ihre Fortpflanzung/ihr Überleben. Bei der Vernichtung der speziellen Wildbienen verlieren wir auch diese Pflanzen. Und grade darüber wissen wir bislang ziemlich wenig. Eines ist aber klar: diese Bienenarten sind viel empfindlicher als Apis m. gegenüber Pestiziden, besonders Neonikotinoiden. Und viele dieser Arten sind eminent bedroht, sowohl durch Pestizide als auch durch Verlust an Lebensräumen.
Es gibt noch viele Aspekte, die ich hier behandeln möchte, aber der Text wird einfach zu lang.
Die von "arberlin" geforderte Regelung auf EU-Ebene gibt es schon - für Wirkstoffe: ist das dem Verfasser unbekannt? Pestizidpräparate werden noch national zugelassen, und das aus gutem Grund!
Das Problem sind die Untersuchungs- und Regelungslücken (zB Wechselwirkung mehrerer Pestizidpräparate in Tankmischungen). Besonders gravierend ist aber, dass das Vorsorgeprinzip in der Zulassungspraxis kaum zum Tragen kommt. Dies kommt der einschlägig interessierten Industrie zu Gute, die damit de-facto das "Innovationsprinzip" durchsetzt. Für etwaige Schäden kommen ja die Bürger auf. Das darf nicht sein !
Noch soviel: Es gibt schon zahlreiche Literaturzusammenfassungen, zu Pestiziden und ihren Auswirkungen auf Fauna und Flora. Hier zB zu Neonikotinoiden: Der Beitrag wurde vom Moderator gekürzt, da Links (URLs) auf andere Webseiten nicht zugelassen sind. Links (URLs) sind nur als Quellenangabe für ein Zitat erlaubt. Bitte beachten Sie die Richtlinie und die Nutzungsbedingungen.
Auch einige Reviews und Studien zu Insektenverlusten.
Dieses Wissen reicht aus, um zu handeln, und nicht zuzuwarten bis alle desaströsen Folgen eingetreten sein werden.
ES EXISTIERT KEIN "PLANET B" !
Nutzer3241853 | 25.04.2019 - 12:23
Das DEBIMO (deutsches Bienenmonitoring) wurde vor Jahren gestartet um die Ursachen für das Sterben der Bienenvölker zu finden.
In über 90% der Pollen- und Bienenbrotproben wurden Pestizide nachgewiesen, im Mittel 6,5 Wirkstoffe je Probe. Spitzenwerte liegen bei mehr als 30 Pestiziden in einer Probe.
Blütenpollen sind die Ernährungsgrundlage für den Insektennachwuchs bei bestäubenden Insekten. Mit welchem Recht wird hier seit Jahren der Blütenstaub mit giftigen Substanzen belastet?
Weshalb müssen Imker hinnehmen, dass in Deutschland geernteter Blütenpollen oft nicht verkehrsfähig ist?
Naturschutz ist auch Menschenschutz.
Nutzer3381576 | 25.04.2019 - 11:54
Ganz richtig!
Vor allem die Auswirkungen der Neonikotinoide sind drastisch.
Es muss bald etwas geändert werden!
ZeichenTaten | 23.04.2019 - 18:49
Der Studien sind genug drechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
(Frei nach Goethe)
In einer aktuellen Metastudie im Journal Biological Conservation (Sánchez-Bayo/Wyckhuys, 2019) werteten Wissenschaftler 73 Studien zum Insektensterben aus und fassten die Ergebnisse zusammen. Die Auswertung belegt bei 40 % der Insektenarten weltweit einen Rückgang, 1/3 der Arten ist vom Aussterben bedroht. Als größten Treiber des Insektensterbens identifizierten die Forscher intensive Landwirtschaft, zunehmende Urbanisierung und chemische Schadstoffe wie Pestizide und synthetische Düngemittel.
Nein, mit dem Bienen- und Insektensterben ist es ist wie mit dem Klimawandel: Es gibt einen überwältigen klaren wissenschaftlichen Konsens über die Ursachen der Probleme. Die Politik ist nun aufgefordert, endlich zu handeln. Durch ein verbindliches, sektorübergreifendes Klimaschutzgesetz sowie durch die Reformierung der Risikoprüfung für Pestizide zum Schutz von Bienen und anderen Insekten.