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Diskussion zur Petition 94089

Arzneimittelpreise

Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vom 24.04.2019

Diskussionszweig: Zahlen / Daten / Fakten zu den Leistungen der Apotheke vor Ort

Nutzer3700904 | 18.07.2019 - 22:20 (Zuletzt geändert am 18.07.2019 - 23:39 von Nutzer3700904 )

Zahlen / Daten / Fakten zu den Leistungen der Apotheke vor Ort

Anzahl der Antworten: 2

Mythos 1: "Es gibt zu viele Apotheken in Deutschland!"

Habt Ihr Euch mal darüber beschwert, dass es zu viele Schuhgeschäfte, Kleidungsgeschäfte oder Bäckereien gibt? Es gibt übrigens 45.000 Bäckereien und Backfilialen.

Was bedeutet "zu viel"? "Zu viel Service?" "Zu viel Beratung?" "Zu viel Qualität?" "Zu viel Kompetenz?"

Seit dem höchsten Stand im Jahr 2008 (21.602 Apotheken) gab es 2018 noch 19.423, der niedrigste Stand seit den 80ern. Im europäischen Vergleich gab in Deutschland noch 23 Apotheken für 100.000 Einwohner (bzw. eine Apotheke für 4170 Einwohner). Der EU-Durchschnitt liegt bei 31 Apotheken. In Belgien, Spanien, in den baltischen Ländern und auf Malta sind es 38-47 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Eine Studie zur Apothekendichte hat gezeigt, dass es 118 Solitärapotheken gibt, die im Umkreis von 10km keinen Wettbewerber haben und ca. 1200 Solitärapotheken ohne Konkurrenz im Umkreis von 5km. 2018 wurden 325 Apotheken für geschlossen, nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land.

Das Apothekengesetz verpflichtet die Apotheken in Deutschland zur flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln. Ausländische Versender, die wichtige Einnahmen den Vor-Ort Apotheken entziehen schwächen diese flächendeckende Versorgung.



Mythos 2: "Das Internet ersetzt Apotheken"

Im Internet mit gibt es weniger Sicherheit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Erfahrung, individuelle Beratung, langjährige Beratung und Verantwortungsbewusstsein als in den Apotheken vor Ort.
Ja, wir Apotheken vor Ort sind Handelsgeschäfte und die Inhaber Kaufleute. Wir sind aber auch unabhängige, freie Heilberufler, die rund um Arzneimittel mit allen Risiken, Unsicherheiten, Anwendungsproblemen, Medikationsfehlern, Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten beraten und uns nicht scheuen Abgaben zu verweigern und von bestimmten Mitteln abzuraten.

Ich bin Apotheker und gerade im Notdienst. Erst gerade eben wollte ein junger Mann gegen Übelkeit, Magenbeschwerden und Gliederschmerzen ein Wick MediNait haben. Nachdem ich festgestellt habe, dass er kein Durchfall, Erbrechen oder Verstopfung und sonst irgendwelcher Erkrankungen hat oder Arzneimittel einnimmt, konnte ich ihm guten Gewissens Vomex Dragees und Paracetamoltabletten anbieten, obwohl ich am Wick MediNait mehr verdient hätte.

Eine Hotline der Versender ist nachts nicht zu erreichen (z.B. Mo-Fr. 8-20 Sa. 9-13 Uhr).

Dies zeigt, wie wichtig die Beratung in den Apotheken vor Ort sein kann und zugleich, dass die Versender nicht die großen "Heilsbringer" und "Retter" der flächendeckenden Versorgung sind. Wir Apotheken vor Ort leisten defizitäre Notdienste. Heute Nacht haben 1300 Apotheken Notdienst. Dabei werden 20.000 Patienten versorgt.
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